Altpaläolithikum Kulturen/ Industrien ca. 1,95 Millionen – 150.000 Jahre vor heute

ACHEULE'EN

Gleichzeitig mit dem Developed Oldowan begann vor etwa 1,7 Millionen Jahren auch die Acheuléen-Industrie, in der Abschläge eindeutig als Werkzeuge verwendet wurden. Das Acheuléen war die erste europäische Industrie des Paläolithikums und dauerte am längsten an. Der Begriff „Acheuléen“ wurde von Gabriel de Mortillet im Jahr 1872 geprägt, basierend auf Funden in Saint Acheul. Diese Industrie endete erst vor etwa 250.000 Jahren und erstreckte sich daher über einen Zeitraum von ungefähr 1,45 Millionen Jahren.

Das bekannteste Werkzeug des Acheuléen ist der Faustkeil. Über seinen genauen Zweck wird seit Langem diskutiert. Einige argumentieren, dass er kein Werkzeug, sondern aufgrund seiner Form ein Ausdruck früher menschlicher Ästhetik und Schönheit war. Einer der bekanntesten Fundorte des Altpaläolithikums in Deutschland ist Schöningen in Niedersachsen. Dort wurden bereits acht Speere aus Kiefern- oder Fichtenholz entdeckt, von denen einige bis zu 2,4 Meter lang sind. Sie sind mindestens 300.000 Jahre alt! Zu dieser Zeit beherrschte der Mensch bereits das Feuer. Es wird noch debattiert, ob die Menschen der Oldowan-Industrie bereits das Feuer kontrollieren konnten. Einige Befunde aus Koobi Fora deuten darauf hin, dass der Mensch vor etwa 1,5 Millionen Jahren lernte, das Feuer zu beherrschen. Die genauen Zeiträume sind jedoch oft umstritten und variieren je nach Quelle.

Acheuléen Biface aus Menchecourt-les-Abbeville, Frankreich, von vorne und hinten mit Notizen von Jacques Boucher de Perthes and Edouard Lartet. Das Stück war ein Exponat auf der Weltausstellung 1867 in Paris. Alter zwischen 500.000 und 300.000 Jahre vor heute. Zwei Ansichten des gleichen Werkzeugs.

Das Acheuléen

WICHTIGER MEILENSTEIN

Das Acheuléen markiert einen wichtigen Meilenstein in der menschlichen Evolution und ist ein Zeugnis für die Fähigkeiten und den Erfindungsreichtum unserer Vorfahren während der frühen Steinzeit. Seine Werkzeuge und Techniken bieten uns Einblicke in das tägliche Leben, die Jagdpraktiken und die kulturellen Fertigkeiten unserer frühesten menschlichen Vorfahren.

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Die Erhabenheit des Acheuléen: Eine Reise durch die Schätze der Altsteinzeit...

In den verborgenen Tiefen vergangener Zeitalter, unter den Schleiern der Geschichte, ruht ein Erbe, das die Menschheit mit ihrer Vergangenheit verbindet – das Acheuléen, eine prächtige Periode der Altsteinzeit. In den Hallen der Archäologie erstrahlt diese Kultur mit ihrem markanten Erkennungsmerkmal: den großartigen, von geschickten Händen geschaffenen Faustkeilen, die in ihrer Perfektion große, abgeflachte, ovale oder zugespitzte Formen annehmen.

Es ist ein Tanz der Zeit, der uns durch verschiedene Epochen führt. Das Altacheuléen, ein Pionier des Altpaläolithikums, öffnet den Vorhang für eine Welt, in der die Faustkeile die Bühne beherrschen. Doch die Geschichte hält mehr bereit. Das Mittelacheuléen, eine Übergangsphase, verwebt die Fäden der Vergangenheit mit dem beginnenden Mittelpaläolithikum, während das Jungacheuléen mit der raffinierten Levalloistechnik den Weg in eine neue Ära des Handwerks weist. Afrika, der Geburtsort der Menschheit, enthüllt die Anfänge dieses erhabenen Handwerks. Vor rund 1,76 Millionen Jahren durchbrachen die ersten Faustkeile die Oberfläche des Early Stone Age, eine prähistorische Symphonie, die die Welt verändern sollte. In den Ebenen Ostafrikas wanderten die Schöpfer dieser Kunst umher – Homo habilis, Homo rudolfensis und Homo ergaster, ihre Namen in den Sternen der Geschichte eingebrannt.

Illustration © OpticalArtInc

Doch die Wogen der Zeit trugen die Faustkeile weit über die Grenzen Afrikas hinaus. Über die Weiten Eurasiens verbreiteten sie sich, und obwohl ihr Echo erst rund 600.000 Jahre später erklang, war ihr Einfluss unverkennbar. Doch die Faustkeile sind nicht die einzigen Protagonisten dieser epischen Erzählung. Im Acheuléen tanzen weitere Steinwerkzeuge auf der Bühne der Geschichte. In Afrika tragen die mächtigen Hackmesser und die kunstvoll gemeißelten Abschläge zur Legende bei, während in den Hallen des europäischen Acheuléen Schaber und kleine Faustkeile, auch bekannt als Fäustel, ihre Meisterschaft demonstrieren. Und so bleibt der Name dieser Ära, Saint-Acheul, einst ein unscheinbares Dorf in Nordfrankreich, doch in seinen Tiefen verborgen liegt der Schlüssel zu einer vergessenen Welt. Dort, wo die Faustkeile gefunden wurden, erhebt sich die Legende des Acheuléen aus den Schatten der Vergangenheit, um das Licht der Gegenwart zu erleuchten.

Die Verbreitung des Acheuléen

Eine Reise durch Kontinente und Zeitalter

Die geographische Ausbreitung des Acheuléen, ein Kapitel in den Annalen der Altsteinzeit, ist eng mit den Wechseln der Erde verknüpft, mit den zyklischen Rhythmen der Eiszeiten und der gewaltigen Transformation der Sahara durch die Jahrtausende. Diese epische Saga der Menschheit breitet sich über den afrikanischen Kontinent aus, von den endlosen Savannen bis hin zu den undurchdringlichen Regenwäldern des Kongo.

Doch die Geschichte kennt keine Grenzen, und so zieht das Acheuléen weiter, über die schimmernden Weiten des Ozeans bis zu den Ufern Asiens. Die Route der Wanderung erstreckt sich durch Kleinasien, schlängelt sich durch die Tiefen der Arabischen Halbinsel und reicht bis in die unendlichen Ebenen des heutigen Iran und Pakistans. Indien begrüßt die Reisenden mit offenen Armen, während das Acheuléen seinen Einfluss weit über die Grenzen des Subkontinents hinaus ausdehnt.

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Doch die Karten der Vergangenheit sind niemals statisch. Die einstige Markierung, die Movius-Linie, die den äußersten Rand der Faustkeilkulturen in Asien definierte, verblasst im Licht neuer Erkenntnisse. Von den Höhen Südchinas bis zu den Gestaden der philippinischen Inseln, von der prähistorischen Stille der Bose-Region bis zum wilden Herz Luzons, offenbaren neue Funde eine Ausbreitung, die die Grenzen des Vorstellbaren überschreitet, weit jenseits der einstigen Linie. Europa, ein Kontinent geprägt von Mythen und Legenden, öffnet seine Tore für das Acheuléen. Im mediterranen Raum künden die Funde von einer Zeit vor etwa 900.000 Jahren, als die Faustkeile die Erde eroberten. Nördlich der majestätischen Alpen, wo die Winde des Nordens heulen, erstreckt sich das Reich des Acheuléen erst vor etwa 600.000 Jahren, ein Ereignis verewigt im steinernen Herz des Boxgrove Steinbruchs.

Die Evolution des Acheuléen:

Eine odysseeartige Reise durch die Altsteinzeit...

Das Alt-Acheuléen

In den unermesslichen Weiten der afrikanischen Landschaften begann eine Ära, die den Lauf der Geschichte prägen sollte – das Alt-Acheuléen. Die Wurzeln dieses Zeitalters reichen zurück zu den Ufern des Turkana-Sees in Kenia und den geheimnisvollen Formationen des südlichen Äthiopiens. Hier, vor etwa 1,76 Millionen Jahren, erwachten die ersten Protofaustkeile zum Leben und verbanden sich mit der Geschichte des Homo erectus, der die Welt mit seinen innovativen Werkzeugen prägte. Doch das Erbe des Acheuléen erstreckt sich über die Grenzen Afrikas hinaus, und im Norden Europas verkündet der Fundplatz Boxgrove Quarry eine neue Ära. Während die meisten europäischen Entdeckungen aus der Ära der Holstein-Warmzeit stammen, erzählen die steinernen Relikte von einer Zeit des Wandels und der Kälte, als die Gletscher das Land umarmten und die Solifluktion die Spuren der Vergangenheit verwischte. Der Faustkeil, ein Meisterwerk der Steinzeitkunst, ist das Herzstück des Acheuléen. Als Höhepunkt der Steinwerkzeuge revolutionierte er die Art und Weise, wie der Mensch mit seiner Umwelt interagierte. Doch er ist nicht allein auf der Bühne der Geschichte; Abschläge und fein gearbeitete Geräte wie Schaber ergänzen das Ensemble und zeugen von der Vielfalt des menschlichen Handwerks.

Das Mittel-Acheuléen

Im Mittel-Acheuléen offenbaren sich neue Facetten dieses Zeitalters. Lanzenförmige Faustkeile und eine Fülle von Abschlaggeräten zeugen von einem Höhepunkt handwerklicher Fertigkeit. Die Levalloistechnik, ein revolutionärer Schritt in der Geschichte der Steinbearbeitung, bahnt sich ihren Weg und bereitet den Boden für das kommende Mittelpaläolithikum.

Während sich das Acheuléen in Westeuropa ausbreitet, öffnet Südafrika eine Tür zu einer neuen Dimension. Artefakte, die auf 500.000 Jahre zurückdatiert sind, lassen die Vorstellung von frühen Projektilspitzen entstehen, ein Meilenstein in der Entwicklung menschlicher Jagdtechniken.

Das Jung-Acheuléen

Das Jung-Acheuléen markiert den Übergang vom Homo erectus zum Neandertaler. Die Werkzeuge erreichen eine neue Stufe der Raffinesse und Schönheit, mit lanzenförmigen, herzförmigen und mandelförmigen Faustkeilen, die nicht nur funktional sind, sondern auch ästhetische Sensibilität offenbaren.

Doch jede Ära hat ihr Ende, und das Acheuléen ist keine Ausnahme. Während es in Afrika und dem Nahen Osten seinen Abschied nimmt, verweilt es in Europa und Asien noch eine Weile, bevor es sich in den Schatten der Geschichte zurückzieht, ein Vermächtnis hinterlassend, das die Welt für immer verändert hat.

Ein Blick in das Leben des Homo erectus im Acheuléen

Auf den Spuren der Vergangenheit...

Die Fundstätten des Acheuléen erzählen eine Geschichte von Leben und Überleben, von einer Zeit, als der Homo erectus die Bühne der Welt betrat. Auf den Weiten der Landschaften, weit weg von den Schutz der Höhlen, begann das Leben im Freien, ein Leben, das von Entdeckungen und Anpassungen geprägt war. Es war eine Zeit des Übergangs, als die ersten zarten Anzeichen der Feuernutzung in den kalten Nebeln der Mindel-Kaltzeit aufleuchteten. Eine Zeit, in der die Jäger des Acheuléen das Wild jagten, das ihre Welt bevölkerte – majestätische Waldnashörner und stolze Waldelefanten, ihre Knochen in einer stillen Allianz mit den Werkzeugen des Acheuléen. Doch in den Schatten der Geschichte verlieren sich die Spuren. Gräber sind verschwunden, und die soziale Organisation der Menschen bleibt ein Rätsel, ein Geheimnis, das von der Zeit verschlungen wurde. Selbst ihre religiösen Überzeugungen sind in den Nebeln der Vergangenheit verborgen, ein Echo einer Welt, die längst vergangen ist.

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Doch selbst in dieser Dunkelheit gibt es ein Leuchten der Möglichkeit, ein Funken der Entdeckung. Die Steinwerkzeuge, die im Jahr 2008 und 2009 von einem amerikanisch-griechischen Forschungsteam an der Küste von Plakias auf Kreta gefunden wurden, eröffnen neue Horizonte. Sie legen nahe, dass die Frühmenschen, vielleicht schon vor 700.000 Jahren, die Meere als ihre Bahn betraten, als Seefahrer, die mutig die Grenzen der Welt erkundeten und ferne Küsten erreichten. Das Leben des Homo erectus im Acheuléen ist ein Mosaik aus Geheimnissen und Möglichkeiten, eine Reise durch die Dunkelheit der Geschichte, die uns immer wieder mit neuen Fragen und unerwarteten Antworten konfrontiert. Es ist eine Reise, die uns lehrt, dass das Leben selbst in den dunkelsten Schatten des Vergessens seine Spuren hinterlässt, eine Reise, die uns daran erinnert, dass das Licht der Entdeckung niemals erlischt.

Altpaläolithikum

STECKBRIEF

01

Name

Acheuléen-Kultur-Industrie

02

Alter

ca. 1,95 Millionen – 150.000 Jahre vor heute

03

Fundorte

Hauptsächlich in Afrika, Europa, und Teilen Asiens. Bedeutende Fundstätten des Acheuléens sind unter anderem Olduvai-Schlucht in Tansania, Kathu Pan in Südafrika, sowie zahlreiche Fundstellen in Europa wie z.B. die berühmte Fundstelle von Saint-Acheul in Frankreich.

04

Werkzeuge

Das Acheuléen ist bekannt für die Herstellung von charakteristischen bifazialen (beidseitig bearbeiteten) Steinwerkzeugen. Diese sind in der Regel symmetrisch und weisen eine scharfe Spitze sowie eine breite Schneide auf.

05

Verwendete Materialien

Die Hauptmaterialien für die Werkzeuge des Acheuléens waren harte Gesteine wie Feuerstein, Quarzit oder Obsidian, die durch gezieltes Abschlagen und Bearbeiten zu handlichen Werkzeugen geformt wurden.

06

Techniken

Die Herstellung der Werkzeuge erfolgte durch eine fortgeschrittene Abschlagtechnik namens Bifazialtechnik. Diese erforderte eine sorgfältige Bearbeitung beider Seiten des Steins, um die gewünschte Form und Schärfe zu erreichen.

07

Funktion der Werkzeuge

Die bifazialen Werkzeuge des Acheuléens dienten vermutlich einer Vielzahl von Zwecken, darunter das Schlachten von Tieren, das Zerlegen von Fleisch, das Schneiden von Pflanzenmaterial und möglicherweise auch als Waffen zur Verteidigung oder Jagd.

08

Verbreitung und Kultur

Das Acheuléen ist eng mit der frühen menschlichen Spezies Homo erectus verbunden und wurde in verschiedenen Teilen der Welt gefunden, was auf eine weitreichende Verbreitung dieser Technologie und Kultur hinweist.

ALTPALÄOLITHIKUM KULTUREN/ INDUSTRIEN

OLDOWAN-KULTUR
ca. 2.9 – 9.5 Mio v.Chr

ACHEULE’EN KULTUR
ca. 1.95 Mio  – 150.000 v.Chr

 

 

OUT OF AFRICA I – II
ca. 1.7  Mio 

 

Gattungen im ALTPALÄOLITHIKUM

Australopithecus garhi
ca. 2,5 Mio. Jahre

Homo Rudolfensis
ca. 2,5 – 1,9 Mio. Jahre

Homo Habilis
ca. 2,1 – 1,5 Mio. Jahre

Homo Ergaster
ca. 1,9 – 1,4 Mio. Jahre

Homo Erectus 
ca. 1,9 mio. Jahre – ?

Homo Heidelbergensis
ca. 600 – 200 K. Jahre

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