Die prähistorische Evolution... ca. 7100–5700 v. Chr. (Neolithikum)

Çatalhöyük

Çatalhöyük, oft auch unter den alternativen Schreibweisen Çatal Höyük, Çatal Hüyük oder Chatal-Hayouk bekannt, ist eine der bedeutendsten Siedlungen der Jungsteinzeit. Der Name setzt sich aus den türkischen Wörtern „çatal“, was so viel wie „Gabel“ bedeutet, und „höyük“, das für „Hügel“ steht, zusammen. Diese faszinierende Fundstätte liegt in der heutigen Türkei und wurde auf der Anatolischen Hochebene, rund 40 Kilometer südöstlich der heutigen Stadt Konya, entdeckt. Ihre beeindruckende Geschichte reicht etwa bis 7500 bis 5700 v. Chr. zurück, wobei sie um 7000 v. Chr. ihre Blütezeit erreichte. Çatalhöyük wird von Historikern und Archäologen als die erste Großsiedlung der Weltgeschichte betrachtet und gilt als Musterbeispiel des zentralanatolischen Neolithikums (CAN).

Bildquelle: Dan Lewandowski

Ihre Einwohnerzahl belief sich auf mehrere tausend Menschen – eine erstaunliche Bevölkerungsdichte für eine solch frühe Epoche. Die dichte Bebauung und die innovative Bauweise, bei der Häuser ohne Straßen aneinandergebaut wurden, zeugen von einem tief verwurzelten Gemeinschaftssinn und einer hohen sozialen Organisation. Seit dem Jahr 2012 trägt Çatalhöyük auch den ehrenvollen Titel eines UNESCO-Welterbes, was die globale Bedeutung dieser Siedlung unterstreicht. Sie ist nicht nur ein Schlüsselfundort für das Verständnis der neolithischen Revolution, sondern auch ein Fenster in die soziale und kulturelle Entwicklung der Menschheit in einer der ersten urbanen Gemeinschaften.

Forschungsgeschichte

Die Forschungsgeschichte von
Çatalhöyük

Von den ersten Ausgrabungen bis zur modernen Analyse

Die Siedlung Çatalhöyük wurde in den späten 1950er Jahren entdeckt und zog rasch das Interesse der archäologischen Welt auf sich. Zwischen 1961 und 1965 leitete der britische Archäologe James Mellaart, der am London Institute of Archaeology tätig war, die ersten groß angelegten Ausgrabungen. Dabei legte er im südwestlichen Bereich des Hügels die Überreste von mehr als 160 Häusern frei. Doch die Arbeiten wurden 1965 abrupt beendet, als die türkische Antikenverwaltung Mellaart die Grabungslizenz entzog – ein Vorfall, der in Zusammenhang mit der sogenannten Dorak-Affäre steht, einem Skandal um verschwundene Artefakte. Trotz seiner bedeutenden Entdeckungen blieb eine umfassende wissenschaftliche Veröffentlichung von Mellaarts Grabungsbefunden bis heute aus, abgesehen von Vorberichten und einem eher populärwissenschaftlichen Buch. Erst 1993 wurden die Arbeiten im Rahmen eines internationalen Projektes unter der Leitung des renommierten Anthropologen Ian Hodder wieder aufgenommen, der neue postprozessuale Ansätze in der prähistorischen Forschung verfolgte. In der ersten Phase der Forschungen (1993–1995) konzentrierte sich das Team auf Oberflächenuntersuchungen, um die Struktur des Hügels besser zu verstehen. Ab 1996 begann die Untersuchung einzelner Häuser, wobei die Forscher besonders die Ablagerungsprozesse studierten, um Rückschlüsse auf das Leben der Bewohner zu ziehen

Ausgrabung des Südbereichs

Die dritte Ausgrabungsphase (2003–2012) setzte neue Schwerpunkte. Dabei lag das Augenmerk vor allem auf der Siedlungsstruktur und der sozialen Organisation der Bewohner. Die Ausgrabungen konzentrierten sich auf das Südareal, das bereits von Mellaart freigelegt worden war, sowie auf neue Flächen im Norden und an der Nordkante des Hügels im Rahmen des Konya Plain palaeoenvironmental project (KOPAL). Besonders interessant waren die freigelegten Häuser 1, 3 und 5, die Einblicke in die spätesten Schichten des Ortes ermöglichten. Im Südschnitt, wo die Stratigraphie der Siedlung erforscht wurde, fanden sich Belege für übereinander liegende Häusergruppen, was darauf hindeutet, dass dieselben Familien über viele Generationen hinweg an derselben Stelle wohnten. Hodder prägte hierfür den Begriff „Mikrotraditionen“ und vermutet, dass eine Häusergruppe bis zu 500 Jahre lang von derselben Menschengruppe bewohnt wurde. Bis heute sind nur etwa 5 % des gesamten Hügels archäologisch freigelegt worden, doch geomagnetische Untersuchungen und Begehungen des Hügels liefern wertvolle Informationen über die unerschlossenen Bereiche. Die bisherigen Funde sind beeindruckend: Bis 2015 wurden mehr als 200 Häuser freigelegt, und 2008 wurde ein Schutzbau über einem Teil der freigelegten Strukturen errichtet, um die archäologischen Überreste zu bewahren.

Nordbereich Ausgrabung

Parallel zu den Arbeiten am Osthügel, der die neolithische Siedlung beherbergt, widmen sich Archäologen auch dem kupferzeitlichen Westhügel von Çatalhöyük. Ein Team der Adam-Mickiewicz-Universität Posen unter der Leitung von Arek Marciniak sowie Forscher der SUNY Buffalo, der Selçuk Universität Konya, der Trakya Universität Edirne und der Universität Berlin arbeiten daran, die Übergangszeit von der Jungsteinzeit zur Kupferzeit besser zu verstehen. Durch seine enorme Größe, das hohe Alter und die gut erhaltene Architektur, die kunstvollen Wandmalereien und die Vielzahl an Funden, hat Çatalhöyük weltweiten Ruhm erlangt. Es gilt als eine der wichtigsten prähistorischen Stätten und bietet wertvolle Einblicke in die frühe Stadtentwicklung und soziale Strukturen der Menschheitsgeschichte.

Die Datierung von Çatalhöyük im Neolithikum

Chronologische Einordnung

James Mellaart unterschied insgesamt 14 Schichten bei seinen Ausgrabungen in Çatalhöyük, die er mit den römischen Ziffern von 0 bis XII nummerierte, wobei die Schicht VI in die Unterstufen A und B gegliedert wurde. Diese Schichten repräsentieren sowohl das präkeramische Neolithikum B (PPNB) als auch das keramische Neolithikum Zentralanatoliens. Dank Radiokohlenstoffdatierungen konnten diese Schichten auf einen Zeitraum zwischen 7500 und 6200 v. Chr. kalibriert werden. Besonders der Tiefschnitt, der die ältesten Schichten untersucht, datiert auf etwa 7400 bis 7000 v. Chr. Der benachbarte Westhügel, der später besiedelt wurde, weist Spuren einer kontinuierlichen Nutzung vom frühen keramischen Neolithikum bis in die Kupfersteinzeit im 6. Jahrtausend v. Chr. auf. Ob der Westhügel bereits bewohnt war, als der Osthügel noch belegt war, oder ob die Bewohner des Osthügels dorthin umgezogen sind, ist jedoch unklar. Es könnte auch eine Siedlungslücke gegeben haben. Die Besiedlung des Westhügels endete ungefähr um 6500 v. Chr. Interessanterweise wurden beide Hügel in späteren Epochen, insbesondere in römischer und byzantinischer Zeit, erneut genutzt – jedoch nicht zur Besiedlung, sondern als Begräbnisstätten. Auf beiden Hügeln wurden damals Friedhöfe angelegt, was auf eine fortwährende Bedeutung des Ortes über Jahrtausende hinweg hindeutet.

Ausgrabungen in Çatalhöyük

Die strategische Lage von Çatalhöyük

Im Herzen Anatoliens

Neolithische Siedlungen um 7500 v. Chr. und ihre geographischen Beziehungen im fruchtbaren Halbmond

Der Standort von Çatalhöyük, nahe dem Fluss Çarşamba, war strategisch äußerst vorteilhaft gewählt. In der niederschlagsarmen Konya-Ebene war die Verfügbarkeit von Wasser ein wesentlicher Faktor, um eine so große Siedlung aufrechtzuerhalten. Die Nähe zum Fluss sicherte eine kontinuierliche Wasserversorgung und schuf ideale Bedingungen für Landwirtschaft und Jagd. Auch das natürliche Nahrungsangebot in der Umgebung war vielfältig: Wildtiere und Sammelfrüchte boten den Bewohnern eine stabile Ernährungsgrundlage. Nur etwa 10 Kilometer entfernt liegt Boncuklu Höyük, eine bedeutende Siedlung des ausgehenden Epipaläolithikums, die auf das 9. und 8. Jahrtausend v. Chr. datiert. Viele Archäologen betrachten Boncuklu als den Vorläufer von Çatalhöyük. Barbara Mills vermutet, dass die religiösen Praktiken, die in Çatalhöyük ausgeübt wurden, aus einer Mischung verschiedener Traditionen entstanden, als sich die Menschen nach dem Ende der Siedlung von Boncuklu an einem neuen zentralen Ort sammelten. Çatalhöyük könnte somit als kulturelles Amalgam betrachtet werden, in dem sich unterschiedliche Einflüsse vereinten.

Diese günstigen Bedingungen, sowohl geografisch als auch ökologisch, führten dazu, dass die Bevölkerung der umliegenden Gebiete in Çatalhöyük zusammenströmte. Die Siedlung wuchs dadurch außergewöhnlich schnell und erreichte für diese Zeit eine enorme Ausdehnung. Zeitgleich mit den Schichten V bis I von Çatalhöyük existierte in der Ebene auch die Siedlung Pınarbaşı, deren Bewohner viele Bräuche mit denen von Çatalhöyük teilten. Dazu gehörten beispielsweise über Tierknochen modellierte Reliefs, allerdings in abweichender Ausführung. Die Siedlung Çatalhöyük selbst erstreckt sich über zwei Hügel – den Ost– und den Westhügel. Der Osthügel, der die älteren Siedlungsschichten enthält, war bisher der Hauptfokus der archäologischen Untersuchungen. Hier wurden die meisten Funde gemacht, die wertvolle Einblicke in die neolithische Kultur der Region liefern. Der Westhügel hingegen wurde nur in wenigen Bereichen ausgegraben. Die dort freigelegten Siedlungsreste datieren in das Chalkolithikum, was darauf hinweist, dass der Ort über mehrere Jahrtausende hinweg kontinuierlich bewohnt war, auch wenn sich der Schwerpunkt der Besiedlung im Laufe der Zeit verschoben hat.

Çatalhöyük Architektur

-Çatalhöyük-
Ein einzigartiges Beispiel neolithischer Siedlungsarchitektur

Eine neolithische Siedlung im Wandel

Die Siedlung von Çatalhöyük bestand aus einer dichten Anordnung rechteckiger Lehmziegel– und Stampflehmhäuser, die flache Dächer aufwiesen. Diese Bauten waren so eng aneinandergereiht, dass es keine Straßen oder Gassen dazwischen gab. Interessanterweise entstanden durch unterschiedliche Raumhöhen und abweichende Bodenniveaus natürliche Belüftungs- und Lichtsysteme. Die Häuser verschachtelten sich förmlich ineinander und erzeugten eine Art terrassenähnliche Struktur. Der Zugang zu den einzelnen Häusern erfolgte ausschließlich über die Dächer, was den Bewohnern die Möglichkeit bot, sich von Haus zu Haus zu bewegen. Auf den wenigen freien Flächen der Siedlung türmten sich Müllhaufen, was auf schlechte sanitäre Bedingungen schließen lässt. Die engen Platzverhältnisse führten zu Herausforderungen im alltäglichen Leben, insbesondere bei der Materialbeschaffung und -verteilung innerhalb der Siedlung.

Modell der Siedlung Catalhöyük, Museum für Ur- und Frühgeschichte in Thüringen (Weimar)

Ähnliche Bauweisen fanden sich auch in anderen zentralanatolischen Orten wie Aşıklı und Can Hasan, was zeigt, dass dieses Baukonzept in der Region weit verbreitet war. Archäologische Ausgrabungen der letzten Jahre haben jedoch enthüllt, dass Çatalhöyük nicht so dicht bebaut war, wie man ursprünglich annahm. Neben den eng beieinander stehenden Häusern gab es auch offene Freiflächen, was die Anzahl der Gebäude pro Siedlungsschicht auf etwa 400 bis 1850 reduziert. Frühere Schätzungen gingen davon aus, dass bis zu 10.000 Menschen gleichzeitig in der Siedlung lebten, doch heutige Forschungen korrigierten diese Zahl auf etwa 3.500 bis 8.000 Bewohner. Die Bevölkerung variierte wahrscheinlich im Laufe der Jahrhunderte, was sich auch in der sich verändernden Struktur der Siedlung widerspiegelte. Zusätzlich zu den menschlichen Bewohnern ist auch die Anwesenheit von Schädlingen wie der Hausmaus archäologisch belegt, was die ohnehin schon schwierigen Lebensbedingungen weiter verschärfte.

Architekturreste in Aşıklı Höyük

Die Architektur von Çatalhöyük

Einblick in die neolithischen Wohnstrukturen

Rekonstruktion des Innenraumes eines Gebäudes

Die Architektur der Häuser in Çatalhöyük zeigt eine bemerkenswerte Anpassung an die Bedürfnisse ihrer Bewohner. Der Zugang zu den Wohnräumen erfolgte über eine Leiter, die zumeist an der Südwand angebracht war. Diese Eingänge führten nicht nur in die Wohnräume, sondern dienten auch als Ausgangspunkt für den Rauchabzug des Herdes, der ebenfalls an dieser Wand platziert war. An den Rippeninnenseiten älterer Hausstrukturen konnten Rußablagerungen nachgewiesen werden, was auf die regelmäßige Nutzung der Herde hinweist. Rekonstruktionen des Innenraums haben gezeigt, dass das durch die Dachluke eindringende Licht, in Kombination mit den geweißten Wänden, die Räume tagsüber ausreichend erhellte. Die Fußböden waren auf unterschiedlichen Höhen angelegt und durch Kanten abgegrenzt, was eine effiziente Trennung und Sauberhaltung der einzelnen Bereiche innerhalb der einräumigen Bauten ermöglichte. Einige Bodenareale waren mit Schilfmatten ausgelegt, was zusätzlichen Komfort bot. Besonders bemerkenswert sind die erhöhten Plattformen, die vor einigen Wänden angebracht waren und vermutlich als Schlafplätze dienten. Auf der Nordseite der Häuser gab es häufig schmalere Räume, die der Vorratshaltung vorbehalten waren. Dennoch fanden die meisten wirtschaftlichen Aktivitäten der Bewohner auf den Dächern statt, was auf eine gemeinschaftliche Nutzung des Raumes hinweist.

James Mellaart, der erste Archäologe, der die Siedlung erforschte, machte eine Unterscheidung zwischen Wohnhäusern und Schreinen. Ian Hodder hingegen lehnt diese Trennung ab und argumentiert, dass alle Gebäude sowohl Spuren ritueller als auch alltäglicher Handlungen aufweisen. Hodder differenziert vielmehr zwischen aufwendigen Häusern, die durch farbenfrohe Malereien oder figürlichen Schmuck, wie Bukranien, gekennzeichnet sind, und gewöhnlicheren Häusern. Er räumt jedoch ein, dass die Grenzen zwischen diesen Kategorien oft fließend sind und dass keine signifikanten wirtschaftlichen Unterschiede zwischen den verschiedenen Hausarten bestanden. Der Wissenschaftler van Huyssteen hebt hervor, dass in Çatalhöyük ein starkes Identitätsgefühl in Bezug auf das Haus besteht. Die architektonischen Strukturen sind nicht nur funktionale Wohnräume, sondern auch kulturelle Symbole, die die Gemeinschaft und die sozialen Beziehungen ihrer Bewohner reflektieren. In dieser komplexen Siedlungsstruktur manifestiert sich das Bewusstsein für Identität und Zugehörigkeit, das die Menschen von Çatalhöyük geprägt hat.

Wandmalerei

Wandmalerei und Reliefkunst im neolithischen Çatalhöyük

Visuelle Erzählungen

Die faszinierenden Wandmalereien und –Reliefs aus Çatalhöyük gehören zweifelsohne zu den herausragendsten archäologischen Entdeckungen, die James Mellaart in den 1960er Jahren ans Licht brachte. Insbesondere die gut erhaltenen Strukturen aus der verbrannten Schicht VI bieten einen einzigartigen Einblick in die künstlerischen und kulturellen Praktiken dieser frühen neolithischen Gesellschaft. An den Innenwänden der Häuser fanden sich beeindruckende Darstellungen von Stierschädeln, die entweder einzeln oder in Gruppen aufgebracht waren und aus Ton oder Gips modelliert wurden. Besonders bemerkenswert ist die Anordnung von „Stierhörnern“, die harmonisch hintereinander entlang einer Lehmbank platziert wurden. Ein weiteres herausragendes Beispiel für die Wandreliefs ist die Darstellung zweier sich gegenüberstehender Leoparden an der Westwand des Hauses VIB44. Diese Kunstwerke sind nicht nur ästhetisch ansprechend, sondern vermitteln auch eine tiefere symbolische Bedeutung. Zudem wurden spitze und scharfe Teile von Wildtieren, wie beispielsweise der Unterkiefer eines Wildschweins mit Hauern, sowie der bezahnte Unterkiefer von Fuchs und Wiesel, in den Lehmputz eingebettet gefunden. Diese „unsichtbaren“ Elemente interpretieren Nakamura und Pels als mögliche Beweise für magische Praktiken oder Rituale der damaligen Gemeinschaft.

Tonbüste über Eberkiefern, Reste der Bemalung, EVⅠ,8, 5900 v.Chr

Ein besonders mysteriöses Relief zeigt ein Wesen mit gespreizten, angewinkelten Armen und Beinen, das eine stark betonte Nabelregion aufweist. Diese Darstellungen sind häufig überlagert von mehreren Putz- und Farbenschichten, was auf eine wiederholte Aktualisierung der Kunst hinweist. Auffällig ist, dass Kopf, Hände und Füße immer abgetrennt dargestellt wurden. James Mellaart deutete dieses Motiv als gebärende Göttin, doch ein Fund aus Çatalhöyük, der einen Bären in ähnlicher Haltung zeigt, wirft Fragen auf und legt nahe, dass diese Interpretation nicht zwingend zutreffend ist. Kammerman zieht Vergleiche zu reptilienähnlichen Darstellungen in Göbekli Tepe und eröffnet damit neue Perspektiven auf die kulturellen Verbindungen zwischen diesen Stätten. Die Farben der Wandmalereien, die in leuchtendem Rot, tiefem Schwarz und reinem Weiß ausgeführt wurden, zeugen von der künstlerischen Vielfalt und den fortgeschrittenen Maltechniken der Zeit. Die Überlagerungen der Farbschichten belegen, dass die Malerei häufig überarbeitet wurde. Neben abstrakten Mustern dominieren Szenen mit Tieren, auf denen Menschen bei der Jagd auf Wildrinder, Hirsche, Wildschweine oder Bären dargestellt sind.

Wesen mit gespreizten, jeweils in Kopfrichtung angewinkelten Armen und Beinen und einem betonten Nabel als Relief

Überraschenderweise hatten diese Wildtiere nur eine marginale Rolle in der Ernährung der neolithischen Menschen, während domestizierte Tiere und Pflanzen in der Wandkunst gänzlich fehlen. Es ist plausibel, dass die dargestellten Jagden im Rahmen von Initiationsriten oder festlichen Anlässen stattfanden, wobei gefährliche Teile der erlegten Tiere als Erinnerungsstücke in die Siedlung gebracht wurden. In ähnlicher Weise kommt der Leopard in den Darstellungen mehrfach vor und scheint eine bedeutende Rolle in der Kultur zu spielen. Sein Fell wurde offenbar als Teil der männlichen Bekleidung verwendet, was durch verschiedene Wandmalereien belegt wird, während bislang keine Leopardenknochen gefunden werden konnten. Diese Beobachtung deutet darauf hin, dass wilde und domestizierte Tiere in zwei getrennte Bereiche der neolithischen Gesellschaft eingeordnet werden können. Ein weiterer bemerkenswerter Fund in Çatalhöyük ist die möglicherweise älteste kartografische Darstellung, die 1963 entdeckt wurde. Diese Wandmalerei, die im Schrein 14 gefunden wurde, zeigt die Siedlung um 6200 v. Chr. mit ihren charakteristischen Häusern und dem markanten Doppelgipfel des Vulkans Hasan Dağı. Sogar die inneren Strukturen der Gebäude, die nahtlos aneinandergrenzen, sind in der Darstellung angedeutet, was auf ein bemerkenswertes Verständnis von Raum und Architektur hinweist. Die Deutung dieser kartografischen Darstellung ist jedoch umstritten und gibt Anlass zu weiteren Diskussionen über die symbolische und praktische Bedeutung solcher Kunstwerke in der frühen menschlichen Geschichte.

Diese Reproduktion zeigt das Wandgemälde in Çatalhöyük, über das Archäologen noch immer streiten. Sie diskutieren darüber, ob das Bild eine Stadtkarte mit einem Vulkan im Hintergrund oder ein Leopardenfell zeigt.

Die faszinierenden Funde von Çatalhöyük

Schätze der Vergangenheit

Der Ausgrabungsort Çatalhöyük hat die Forschungsgemeinschaft durch die hervorragende Erhaltung organischer Materialien in Erstaunen versetzt. In der verbrannten Schicht VI wurden insgesamt zwanzig Holzgefäße entdeckt, deren Erhaltungszustand einem verheerenden Großbrand zu verdanken ist. Erstaunlicherweise sind auch Reste von Textilien erhalten geblieben. Während frühere Untersuchungen fälschlicherweise annahmen, dass es sich um Leinen oder Wolle handelte, zeigen moderne Analysen, dass die Stoffe tatsächlich aus Bastfasern von Eichen gefertigt wurden. Diese Entdeckung eröffnet neue Perspektiven auf die Textilproduktion in dieser Zeit. Zusätzlich wurden geflochtene Körbe gefunden, die sowohl zur Lagerung von pflanzlichen Produkten als auch für die Bestattungen von Kindern verwendet wurden.

Links Obsidianspiegel und kleine Statuette, um 6000 v.Chr - Rechts 2 Halsketten aus Steinperlen, Schicht ⅠX, um 6400 V.Chr
Diese Figur wurde an der neolithischen Stelle von Çatalhöyük in der Türkei entdeckt. Es wurde sorgfältig unter einer Plattform in einem Haus begraben, zusammen mit einem wertvollen Stück Ob
  • Stein
    Das Inventar von Çatalhöyük umfasst eine Vielzahl von steinernen Objekten wie Perlen, Steingefäße, Beile und Mahlsteine. Obsidian stellte ein besonders beliebtes Material für die Herstellung von Werkzeugen und Waffen dar. Die Funde beinhalten auch Obsidian-Spiegel, die aus den Gesteinsvorkommen des Göllü Dağ im Osten und Nenezi Dağ stammen, die etwa 190 Kilometer von Çatalhöyük entfernt liegen. Darüber hinaus wurde auch Feuerstein für verschiedene Zwecke verwendet.
  • Ton
    Tonkugeln, die wahrscheinlich zum Kochen verwendet wurden, sind ein weiteres bemerkenswertes Fundstück. Die Einführung der Gefäßkeramik in Çatalhöyük ist eine Folge veränderter Kochgewohnheiten. In diesen unverzierten Keramikgefäßen kochten die Menschen und lagerten tierische Nahrungsmittel sowie andere Lebensmittel. Einige der zahlreichen Tonstempel, auch bekannt als Pintaderas, tragen geometrische Muster und Bilder von Tieren, deren genaue Bedeutung allerdings umstritten bleibt. Es wird spekuliert, dass diese Stempel zur Eigentumsmarkierung dienten, da sie erst mit der Etablierung der Haushalte als eigenständig wirtschaftende Einheiten auftraten. Es ist auch möglich, dass sie als Brotstempel verwendet wurden oder zur Verzierung von organischen Materialien aus Stoff, Haut und Holz dienten. Einige dieser Stempel könnten sogar als Körperschmuck genutzt worden sein. Darüber hinaus wurden anthropomorphe und zoomorphe Statuetten entdeckt. Die Mehrheit dieser Figurinen weist kein eindeutig bestimmbares Geschlecht auf; lediglich 2,2 % der 1800 gefundenen Figurinen sind klar weiblich. Diese Statuetten stammen hauptsächlich aus den oberen Schichten der Siedlung. Sie wurden aus lokalem Ton gefertigt und sind häufig ungebrannt oder nur schwach gebrannt, was ihre häufige Auffindung in Abfallhaufen erklärt.
  • Marmor
    Ein besonders herausragender Fund wurde 2016 gemacht, als ein 17 Zentimeter langer und ein Kilogramm schwerer weiblicher Figurine aus Marmor ausgegraben wurde. Aufgrund ihres unversehrten Zustands und der feinen Handwerkskunst wurde diese Figurine als einzigartig bewertet. Entdeckt wurde sie von einem Archäologenteam unter der Leitung von Ian Hodder und wird auf einen Zeitraum zwischen 8000 und 5500 v. Chr. datiert. Dieser Fund bekräftigt die kulturelle und künstlerische Bedeutung von Çatalhöyük in der Frühzeit der Menschheitsgeschichte.

Die vielfältige Wirtschaftsweise in Çatalhöyük

Sammeln, Jagen, Ackern

Die Lebensgrundlage der Einwohner von Çatalhöyük beruhte auf einer vielfältigen Wirtschaftsweise, die Elemente der Sammelwirtschaft, Jagd, Tierhaltung und Ackerbau umfasste. Besonders bemerkenswert ist, dass die landwirtschaftliche Produktion bereits einen erheblichen Teil der Ernährung der Gemeinschaft ausmachte. Zu den angebauten Feldfrüchten zählen vor allem Einkorn, Emmer, Gerste und Brotweizen. Auch Belege für die Anbau von Felderbsen und Wicken sind erhalten geblieben, was auf eine bemerkenswerte Diversität der landwirtschaftlichen Praktiken hinweist. In Bezug auf die Tierhaltung standen Schafe und Ziegen im Mittelpunkt, die als bedeutende Haustiere gehalten wurden. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass die in Çatalhöyük entdeckten Rinderknochen hauptsächlich von Wildrindern stammen. Domestizierte Rinder wurden nur in den jüngeren Schichten der Siedlung auf dem Westhügel nachgewiesen, die ins sechste Jahrtausend v. Chr. datiert werden. Dies deutet darauf hin, dass die Domestizierung von Rindern in dieser Region erst später erfolgte. Ein weiteres interessantes Merkmal der wirtschaftlichen Basis von Çatalhöyük ist die Häufigkeit von Vogelknochen, die in der Siedlung überrepräsentiert sind im Vergleich zu anderen anatolischen Siedlungen. Dies lässt sich vermutlich darauf zurückführen, dass die Ausgrabungen in Çatalhöyük systematisch gesiebt wurden, was die Entdeckung dieser Überreste erleichtert hat. Die frühesten Schichten der Siedlung weisen die meisten Vogelknochen auf, wobei Wasservögel, insbesondere Gänse, am häufigsten vertreten sind. Diese Erkenntnisse geben uns wertvolle Einblicke in die Ernährung und Lebensweise der Menschen von Çatalhöyük und deren Anpassungen an die Umwelt.

Wirtschaftsweise Çatalhöyük Illustration © OpticalArtInc
Bestattungen

Bestattungen in Çatalhöyük

Rituale der Erinnerung

Neolithische Bestattung einer schwangeren Frau ohne Kopf und Säuglingsreste im Inneren.

In Çatalhöyük wurden viele, jedoch nicht alle, Häuser als Grabstätten genutzt. Neugeborene und Kleinkinder fanden ihre letzte Ruhestätte meist im südlichen Teil der Häuser, in unmittelbarer Nähe der Herde und Öfen. Erwachsene hingegen wurden unter den Schlafplattformen im nördlichen Bereich der Wohnräume beigesetzt. Ian Hodder, der die Ausgrabungen leitet, schätzt, dass durchschnittlich zwischen fünf und acht Bestattungen pro Haus durchgeführt wurden. Ein bemerkenswerter Fund in Haus 1 umfasst die beeindruckende Zahl von 62 Toten und stellt somit die höchste bekannte Anzahl an Bestattungen in einem einzelnen Haus dar.  Besonders auffällig ist, dass manche Häuser mehr Bestattungen aufwiesen als dort lebende Bewohner, was auf eine langfristige Nutzung und Bedeutung dieser Häuser hindeutet. Hodder bezeichnet diese Bauten als „Geschichtshäuser“, da sie oft auch reichhaltig verziert sind. Anthropologische Analysen legen nahe, dass die gemeinsam Bestatteten häufig nicht miteinander verwandt waren. Barbara Mills, eine Anthropologin, vermutet, dass es sich hierbei um Mitglieder von Sodalitäten, also sozialen Gruppen oder Gemeinschaften, handelte.

Ein interessantes Ritual betrifft die nachträgliche Entfernung von Schädeln bei einigen Bestattungen, vor allem bei Männern. Lediglich in einem einzigen Fall wurde der Schädel eines Kindes entfernt, und in Haus 44 fand man diesen speziellen Fund. Zudem gibt es Berichte über einen Fall, in dem der Kopf einer Frau entfernt und später durch den Kopf eines Mannes ersetzt wurde. Ein besonders faszinierender Fund wurde in Haus 42 entdeckt, wo das Skelett einer Frau einen mit Gips überzogenen und rot bemalten Schädel eines Mannes festhielt. Dies ist der einzige plastisch modellierte Schädel aus der Siedlung, allerdings ist diese Praxis in der Levante im PPNB (Prähistorische Periode Neolithikum B) häufig anzutreffen, beispielsweise in Jericho oder Tell Ramad. In der Türkei ist eine ähnliche Tradition in Köşk Höyük dokumentiert. Die Frau trug zudem einen Leopardenknochen als Anhänger, der als einzigartig in der Siedlung gilt. Zusätzlich deuten Funde darauf hin, dass Kinder teilweise in Körben beigesetzt wurden, was durch die Analyse von Phytolithen nachgewiesen werden konnte. Besonders auffällig ist die Praxis, Neugeborene als Bauopfer zu verwenden; Kinder und Föten hingegen sind seltener in diesem Kontext anzutreffen. Diese Bestattungsriten spiegeln die komplexen sozialen und kulturellen Strukturen der Gemeinschaft von Çatalhöyük wider und bieten faszinierende Einblicke in ihre religiösen Überzeugungen und rituellen Praktiken.

Kinderbestattung in Çatalhöyük Gentests zeigen, dass die Menschen, die gemeinsam unter einem Haus bestattet wurden, zumeist nicht miteinander verwandt waren. Schon kleine Kinder wurden ver

Soziale Strukturen und Lebensweisen

Ein Blick auf die Gesellschaft von Çatalhöyük

Der rekonstruierte Wohnraum in den Häusern von Çatalhöyük vermittelt einen Eindruck vom damaligen Leben, auch wenn das Innere der Bauten in Wirklichkeit wahrscheinlich dunkler war, da Fenst

Die Ausgrabungen in Çatalhöyük haben bislang keine Beweise für besondere oder öffentliche Gebäude erbracht. Stattdessen zeigen die einzelnen Wohneinheiten trotz der engen Bebauung eine beeindruckende Autonomie in ihrer wirtschaftlichen Organisation. Jedes Haus war mit Einrichtungen zur Bevorratung von Lebensmitteln ausgestattet, und die Herstellung von Lehmziegeln, die Tierhaltung sowie die Verarbeitung von Getreide und die Fertigung von Stein- oder Knochengeräten fanden ebenfalls auf Haushaltsebene statt. So war die Gemeinschaft weitgehend autark, was darauf hindeutet, dass eine zentralörtliche Funktion für das Umland nicht nachweisbar ist. Der Begriff „Großsiedlung“ beschreibt Çatalhöyük folglich treffender als das Wort „Stadt“. Es fehlen bislang jegliche Hinweise auf dauerhafte Herrschaftsstrukturen, was darauf schließen lässt, dass die Bewohner in einem lockeren, egalitären Verband lebten. Während saisonaler Ereignisse, wie beispielsweise der Erntezeit, könnten jedoch kurzfristige Hierarchien akzeptiert worden sein

Besonders auffällig ist, dass Kunst und rituelle Praktiken in Çatalhöyük kaum Bezug zur Landwirtschaft aufweisen, obwohl die Nahrungsmittelproduktion eine große Bedeutung hatte. Dies deutet darauf hin, dass die Gesellschaft eine starke Verbindung zu anderen kulturellen und sozialen Aspekten pflegte, die nicht direkt mit der Landwirtschaft in Zusammenhang standen. Wildtiere wie Auerochsen und Wildschweine schienen eine besonders geschätzte Jagdbeute zu sein. Die Bedeutung dieser Tiere für die rituelle Kultur der Gemeinschaft könnte erklären, warum gezähmte Formen dieser Arten nicht gehalten wurden. Die Jagd auf solche Tiere könnte sowohl für die Nahrungsversorgung als auch für die Durchführung von Ritualen eine zentrale Rolle gespielt haben. Ein gesundheitlicher Aspekt der Gesellschaft von Çatalhöyük sind die Endoparasiten, zu denen verschiedene Wurmarten gehören, die als ständige Begleiter der Menschen dieser Kultur angesehen werden können. Diese parasitären Infektionen geben Aufschluss über die Lebensbedingungen und die hygienischen Herausforderungen, denen die Bewohner ausgesetzt waren. Solche Erkenntnisse erweitern unser Verständnis der komplexen sozialen und ökologischen Dynamiken in einer der frühesten Siedlungen der Menschheit.

Çatalhöyük als Beispiel matriarchaler Strukturen?

Göttinnen und Geschlechterrollen

Die faszinierenden weiblichen Figurinen aus Çatalhöyük haben bereits frühzeitig Diskussionen über mögliche matriarchale Strukturen in dieser neolithischen Siedlung angestoßen. Eine der bekanntesten Figuren wurde in einem Getreidebehälter eines Hauses der Schicht II entdeckt. Diese üppige, weibliche Darstellung sitzt auf einem Thron, der von zwei Leoparden flankiert wird. Sie scheint entweder ein Kind zu gebären oder einen Schädel zu halten. James Mellaart, der die Grabungen leitete, förderte zahlreiche weitere Plastiken zutage, die ähnlich gefällig gestaltete Frauen zeigen. Aufgrund dieser Funde wird Çatalhöyük oft als Beispiel für eine matriarchale Kultur angeführt, in der Geschlechtergleichheit herrschte. Die archäologischen Beweise sprechen in der Tat für eine Gleichstellung der Geschlechter. So zeigen die Bestattungspraktiken eine offensichtliche Gleichbehandlung, und auch der Schädelkult lässt keine geschlechtsspezifischen Unterschiede erkennen. Weder in der Ernährung noch in der Arbeitsleistung gibt es Anzeichen dafür, dass das Geschlecht eine entscheidende Rolle im sozialen Gefüge der Gemeinschaft spielte.

„Frau“ auf dem Leopardenthron. Weibliche anthropomorphe Darstellung aus Çatalhöyük

Allerdings ist die Theorie einer matriarchalen Gesellschaft in der Vor- und Frühgeschichtsforschung umstritten. Kritiker argumentieren, dass die Fundkontexte der Figurinen lediglich eine Verbindung zur Getreidewirtschaft oder -Lagerung nahelegen und damit nicht unbedingt die Existenz eines matriarchalen Systems unterstützen. Im Gegensatz dazu finden sich männliche Darstellungen, insbesondere in Jagdszenen der Wandmalerei. Eine Interpretation der anthropomorphen weiblichen Figuren als Göttinnen bleibt daher unbelegt. Zudem repräsentieren viele Figurinen auch männliche Figuren, während andere gar keine geschlechtsspezifischen Merkmale aufweisen, was darauf hindeutet, dass das Geschlecht in diesen Fällen möglicherweise nicht von Bedeutung war. Von den rund 2000 gefundenen Figuren sind lediglich 5 % weiblich. Der Großteil stellt Nutztiere wie Schafe und Ziegen dar, was die Funktion der Figurinen weiter in Frage stellt. Einige Forscher spekulieren, dass diese Objekte möglicherweise als Spielzeug oder zur Kindererziehung genutzt wurden. Lynn Meskell hingegen spricht sogar von einem Phallozentrismus in Çatalhöyük sowie anderen neolithischen anatolischen Siedlungen wie Göbekli Tepe und Nevalı Çori. Die Idee der Matrilokalität, die in Matriarchatsmodellen als Indiz für mutterrechtlich organisierte Gemeinschaften betrachtet wird, konnte in Çatalhöyük ebenfalls nicht nachgewiesen werden. Diese Aspekte verdeutlichen, dass die soziale Struktur in Çatalhöyük komplex und vielschichtig ist, und dass die Interpretationen der archäologischen Funde weiterhin einem kritischen Diskurs unterliegen.

Der Verbleib der Funde aus Çatalhöyük

Aufbewahrung der Vergangenheit

anatolian civilizations Museum für anatolische Zivilisationen

Die beeindruckenden Funde aus Çatalhöyük, einschließlich der atemberaubenden Wandmalereien und einer Nachbildung eines Raumes, der mit Stierhörnern dekoriert ist, sind im Museum für anatolische Zivilisationen in Ankara ausgestellt. Dieses Museum bietet den Besuchern die Möglichkeit, in die faszinierende Welt der neolithischen Kultur einzutauchen und die einzigartigen Relikte, die das tägliche Leben und die Rituale der Bewohner von Çatalhöyük widerspiegeln, hautnah zu erleben. Die sorgfältige Präsentation der Funde ermöglicht es, die Bedeutung dieser archäologischen Stätte und ihrer Entdeckungen zu würdigen und zu verstehen, wie sie zur Geschichte der menschlichen Zivilisation beitragen.

NEOLITHIKUM

STECKBRIEF

01

Name

Çatalhöyük

02

Zeitraum

  • Blütezeit: ca. 7100–5700 v. Chr. (Neolithikum)
  • Entdeckung: 1958 durch James Mellaart

03

Lage

  • Land: Türkei
  • Region: Zentralanatolien
  • Bezirk: Konya
  • Koordinaten: 37.6° N, 32.8° E

04

Archäologische Bedeutung

Çatalhöyük gilt als eine der größten und am besten erhaltenen neolithischen Siedlungen. Es bietet wichtige Einblicke in das Leben und die Kultur der frühen Ackerbauern.

05

Bevölkerung

Schätzungen zufolge lebten zwischen 5.000 und 10.000 Menschen in der Siedlung.

06

Wirtschaft

  • Die Wirtschaft basierte auf Landwirtschaft (Einkorn, Emmer, Gerste, Brotweizen), Tierhaltung (Schafe, Ziegen) und Jagd.
  • Es gab eine bemerkenswerte Vielfalt an Lebensmitteln, darunter auch Wildtiere.

07

Kulturelle Merkmale

  • Bestattungen: Neugeborene und Kleinkinder wurden oft im Süden der Häuser bestattet, während Erwachsene unter Schlafplattformen im Norden begraben wurden.
  • Kunst: Wandmalereien und -reliefs zeigen Tierszenen und symbolische Darstellungen. Figuren aus Ton, darunter weibliche und männliche Statuetten, wurden in der Siedlung gefunden.
  • Rituale: Die Darstellung von Tieren und Jagdszenen deutet auf eine bedeutende Rolle von Ritualen in der Gesellschaft hin.

08

Soziale Struktur

  • Es gibt keine Hinweise auf zentrale Herrschaftsstrukturen; die Gesellschaft scheint egalitär und gemeinschaftlich organisiert gewesen zu sein.
  • Haushalte waren weitgehend autark und betrieben eigene Werkstätten für die Herstellung von Werkzeugen und Haushaltsgegenständen.

09

Funde

  • Organische Materialien: Holzgefäße, textile Überreste aus Bastfasern und geflochtene Körbe.
  • Steinwerkzeuge: Obsidianwerkzeuge, Steingefäße, Beile und Mahlsteine.
  • Keramik: Gefäße zur Lagerung und Zubereitung von Lebensmitteln, darunter die ersten Belege für Gefäßkeramik.
  • Stempel: Tonstempel mit geometrischen Mustern und Darstellungen von Tieren.

10

Kunstwerke

  • Wandmalereien: Abstrakte Muster und Tierszenen, oft in roten, schwarzen oder weißen Farben.
  • Figuren: Über 2000 Statuetten, von denen nur etwa 5 % weiblich sind.

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Forschung

  • Matriarchatsforschung: Çatalhöyük wird oft als Beispiel für mögliche matriarchale Strukturen herangezogen, jedoch ist diese Theorie in der Wissenschaft umstritten.

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Besonderheiten

  • 1963 wurde möglicherweise die älteste kartografische Darstellung gefunden, die die Siedlung um 6200 v. Chr. zeigt.
  • Die Siedlung wurde in Schichten gebaut, die eine lange Kontinuität der Besiedlung belegen.

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Verbleib der Funde

Die meisten Funde, einschließlich Wandmalereien und Nachbildungen, sind im Museum für anatolische Zivilisationen in Ankara ausgestellt.

Präkeramisches Neolithikum B (PPNB)
Wichtige Fundorte

JERICHO
ca. 11.000 v.Chr 

MUREYBET 
ca. 10.200 – 8.000 v.Chr

ÇAYÖNÜ
ca. 10.000 – 7.000 v.Chr

NEVALI ÇORI
ca. 8.800 – 7.000  v.Chr

BOUQRAS
ca. 7.400 – 6.200 v.Chr

ʿAIN GHAZAL
ca. 7.300 – 5.000 v.Chr

ÇATALHÖYÜK
ca. 7.100 – 5.700 v.Chr

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