Die prähistorische Evolution... etwa 7000 bis 6000 v. Chr., möglicherweise bis 5800 v. Chr.

Duvensee-Gruppe

Die Duvensee-Gruppe, eine bemerkenswerte Kultur des Mesolithikums, erstreckte sich von etwa 7000 bis möglicherweise 6000 v. Chr. (eventuell auch bis 5800 v. Chr.). Benannt wurde sie im Jahr 1925 von dem renommierten Hamburger Prähistoriker Gustav Schwantes nach ihrem Entdeckungsort im Duvenseer Moor bei Duvensee im Kreis Herzogtum Lauenburg, Schleswig-Holstein. Diese faszinierende Kultur war weit verbreitet in den Regionen Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Teilen Brandenburgs.

Duvensee Kultur

Innovatives Handwerk

Die Bögen von Friesack

Das Handwerk der Duvensee-Gruppe offenbart eine bemerkenswerte Innovationskraft, die sich in verschiedenen Artefakten manifestiert. Besonders hervorzuheben sind die Entdeckungen von Bögen, Speer- und Pfeilspitzen in Friesack, einem Ort von entscheidender Bedeutung im Landkreis Havelland, Brandenburg. Diese Funde gehören zu den ältesten je in Deutschland gefundenen Bögen und bieten einen einzigartigen Einblick in die technologische Entwicklung und die Jagdpraktiken dieser prähistorischen Gesellschaft. Die Bögen von Friesack sind nicht nur einfache Waffen, sondern komplexe Produkte menschlichen Geschicks und Know-hows. Ihre Herstellung erforderte nicht nur das Wissen über die richtige Auswahl und Bearbeitung von Materialien, sondern auch ein tiefes Verständnis für die physikalischen Prinzipien des Bogenschießens. Die Qualität dieser Bögen zeigt, dass die Mitglieder der Duvensee-Gruppe nicht nur geschickte Jäger waren, sondern auch in der Lage waren, anspruchsvolle Werkzeuge herzustellen, die ihnen bei der Nahrungssuche und möglicherweise auch bei anderen Aspekten ihres Lebens von Nutzen waren.

Bedeutende Funde

Knöcherne Speerspitzen

Aus Knochen gefertigte Speer- und Pfeilspitzen

Weitere bedeutende Entdeckungen aus der Epoche der Duvensee-Gruppe umfassen knöcherne Speerspitzen, die an verschiedenen Standorten, darunter Hohen Viecheln im Landkreis Nordwestmecklenburg, Mecklenburg-Vorpommern, und Friesack im Landkreis Havelland, Brandenburg, gefunden wurden. Die außergewöhnliche Anzahl von etwa 800 solcher Speerspitzen, die an beiden Standorten geborgen wurden, unterstreicht ihre zentrale Bedeutung für das Verständnis der Lebensweise und Technologien der Duvensee-Kultur. Diese knöchernen Speerspitzen sind nicht nur einfache Jagdwerkzeuge, sondern kunstvoll gefertigte Artefakte, die ein tieferes Verständnis für die handwerklichen Fähigkeiten und die Organisation der Duvensee-Gesellschaft bieten. Ihre Herstellung erforderte ein fundiertes Wissen über die Auswahl und Bearbeitung von Materialien sowie über die Techniken der Speerspitzenherstellung. Dies deutet darauf hin, dass die Mitglieder der Duvensee-Kultur nicht nur geschickte Jäger waren, sondern auch über fortgeschrittene handwerkliche Fähigkeiten verfügten

Das Paddel von Duvensee und seine archäologische Bedeutung

Ein Fenster in die Vergangenheit

Das Paddel von Duvensee, auch bekannt unter der Inventarnummer MfV1926.112:182 im Helms-Museum, ist ein bemerkenswertes Relikt der mittelsteinzeitlichen Kultur. Entdeckt wurde es 1926 im Duvenseer Moor nahe Klinkrade im schleswig-holsteinischen Kreis Herzogtum Lauenburg. Dieses Gebiet, einst ein ausgedehnter See, verlandete im Laufe der Jahrtausende und barg in seinem Sediment wertvolle archäologische Schätze. Das Paddel ist ein Zeugnis früher menschlicher Innovation und Nutzung von Wasserfahrzeugen im 7. Jahrtausend v. Chr., was es zu einem der ältesten seiner Art weltweit macht. Geologische Kartierungen führten in den 1920er Jahren zur Entdeckung mesolithischer Siedlungsplätze im Duvenseer Moor. Gustav Schwantes und später Hermann Schwabedissen sowie Klaus Bokelmann leiteten dort umfangreiche archäologische Ausgrabungen, die einen Einblick in das Leben und die Technologie dieser prähistorischen Gemeinschaften ermöglichten. Unter den wenigen gut erhaltenen Holzartefakten ragt das Paddel von Duvensee besonders hervor, aufgrund seiner Herstellung aus Kiefernholz und der präzisen Bearbeitung der Astansätze am Schaft.

Duvensee Paddel Spätmesolithikum
Duvensee Paddel Spätmesolithikum
Das Paddel von Duvensee bei der Bergung 1924-26. © AMH

Das Paddel selbst ist heute ein zentrales Exponat der archäologischen Dauerausstellung im Archäologischen Museum Hamburg. Es misst 520 mm in der Länge, 100 mm in der Breite und 35 mm in der Dicke, und wiegt etwa 331 g. Seine Erhaltung verdankt es dem feuchten Milieu des ehemaligen Uferbereichs, in dem es entdeckt wurde. Das Blatt des Paddels ist lang und rechteckig mit abgerundeten Ecken, was typisch für mesolithische Konstruktionen ist, und geht asymmetrisch in den Schaft über. Radiokarbondatierungen haben das Alter des Paddels auf etwa 6527 bis 6311 Jahre vor Christus festgesetzt, was es zu einem bedeutenden Zeugnis für die frühe Besiedlung und technologische Entwicklung in dieser Region macht. Diese Daten ermöglichten eine Neubewertung der mesolithischen Kulturgruppen Norddeutschlands und führten zur Etablierung der Duvensee-Gruppe, benannt nach dem Fundort. Die internationale Aufmerksamkeit für das Paddel von Duvensee spiegelt sich nicht nur in der wissenschaftlichen Anerkennung wider, sondern auch in seiner Replikation für kulturelle und historische Zwecke. Interessanterweise wurde eine Nachbildung des Paddels für die Olympischen Sommerspiele 1936 angefordert und eine Bronzekopie zierte später das Gemeindehaus von Duvensee. Diese Maßnahmen unterstreichen die kulturelle Bedeutung und den historischen Wert dieses einzigartigen archäologischen Fundstücks aus Schleswig-Holstein.

Kreative Techniken

Der Vogelpfeil von Tribsees

Ein außergewöhnlicher Fund, der die herausragende Kreativität und das technische Geschick der prähistorischen Menschen verdeutlicht, ist der älteste erhaltene Vogelpfeil mit einem bemerkenswert verdickten, spitz zulaufenden Kopfende. Dieser faszinierende Fund wurde bei Tribsees im Landkreis Vorpommern-Rügen, Vorpommern, entdeckt und wirft ein faszinierendes Licht auf die Jagdmethoden und die kulturelle Bedeutung von Vögeln innerhalb dieser antiken Gemeinschaft. Die Vogelpfeile sind nicht nur einfache Jagdwerkzeuge, sondern kunstvoll gefertigte Artefakte, die ein tieferes Verständnis für die Jagdpraktiken und die kulturelle Bedeutung von Vögeln in der Lebensweise der prähistorischen Menschen bieten. Ihre Herstellung erforderte nicht nur handwerkliche Fähigkeiten, sondern auch ein tiefes Verständnis für die Anatomie und das Verhalten von Vögeln sowie für die besten Methoden, um sie zu jagen.

Die Entdeckung solcher Vogelpfeile legt nahe, dass Vögel eine bedeutende Rolle im Leben der Duvensee-Gemeinschaft spielten, sei es als Nahrungsquelle, für rituelle Zwecke oder möglicherweise auch für spirituelle Praktiken. Vögel könnten für diese Gemeinschaft nicht nur eine wichtige Proteinquelle dargestellt haben, sondern auch eine symbolische Bedeutung gehabt haben, die mit ihrer Beziehung zur Natur und möglicherweise auch mit ihrem Weltbild verbunden war. Darüber hinaus könnte die Verwendung von Vogelpfeilen auch auf spezialisierte Jagdtechniken hinweisen, die darauf abzielten, bestimmte Arten von Vögeln gezielt zu jagen. Dies deutet auf ein hohes Maß an Wissen und Erfahrung in Bezug auf die natürliche Umgebung und die Tierwelt hin und unterstreicht die Anpassungsfähigkeit und das Überlebensgeschick der Duvensee-Gemeinschaft.

Vielfältige Handwerkskunst

Angelhaken, Fischreusen und Netze

Zusätzlich zu den bereits erwähnten Artefakten wurden weitere beeindruckende Funde gemacht, die das breite Spektrum an Fertigkeiten und das ausgefeilte Wissen der Duvensee-Kultur im Umgang mit ihrer natürlichen Umgebung verdeutlichen. Unter diesen Funden befinden sich bis zu 15 Zentimeter lange Angelhaken, die aus Röhrenknochen von großen Säugetieren und Hirschgeweih hergestellt wurden. Diese Angelhaken sind nicht nur ein Beweis für die Fähigkeit der Duvensee-Gemeinschaft, die natürlichen Ressourcen effektiv zu nutzen, sondern auch für ihre Innovation und ihre Fertigkeiten in der Herstellung von Werkzeugen für die Fischerei. Des Weiteren wurden Fischreusen entdeckt, die aus langen, geschickt geflochtenen Gerten gefertigt waren. Diese Reusen waren hoch entwickelte Fanggeräte, die darauf hindeuten, dass die Duvensee-Kultur nicht nur Einzeljäger waren, sondern auch kollektive Fangmethoden entwickelten, um ihren Nahrungsbedarf zu decken.

15 Zentimeter lange Angelhaken
Fischreuse aus geflochtenen Gerten (Rekonstruktion)

Die Herstellung solcher komplexen Fanggeräte erforderte nicht nur handwerkliches Geschick, sondern auch ein tiefes Verständnis für die Verhaltensweisen der Fische und die Gegebenheiten des Gewässers. Darüber hinaus wurden Fragmente von Netzen entdeckt, die zeigen, dass die Duvensee-Gemeinschaft auch fortschrittliche Techniken für die Fischerei und möglicherweise auch für andere Zwecke wie das Sammeln von Beeren oder das Fangen von kleinen Tieren entwickelte. Die Herstellung von Netzen erforderte ein hohes Maß an Geschicklichkeit und Wissen über die Auswahl und Verarbeitung von Pflanzenfasern oder anderen geeigneten Materialien.

Kulturelle Bedeutung

Die Hirschgeweihaxt von Plau am See

Ein weiterer bemerkenswerter Fund, der tiefe Einblicke in die Bestattungspraktiken und die kulturelle Bedeutung von Objekten innerhalb der Duvensee-Gesellschaft bietet, ist eine Hirschgeweihaxt, die im Jahr 1846 als Grabbeigabe in einem Grab nahe Plau am See entdeckt wurde. Diese Entdeckung wirft nicht nur Licht auf die handwerklichen Fähigkeiten der Duvensee-Kultur, sondern auch auf ihre tiefe Verbindung zur Natur und ihrer Umwelt. Die Hirschgeweihaxt wurde mit großer Sorgfalt und Geschicklichkeit hergestellt, was auf ein hohes Maß an handwerklichem Können innerhalb der Duvensee-Gemeinschaft hinweist. Die Verwendung von Hirschgeweih als Material für die Herstellung von Werkzeugen war typisch für viele prähistorische Kulturen, da es robust und dennoch leicht zu bearbeiten war. Die Präzision und die Feinheit der Arbeit an dieser Axt lassen jedoch darauf schließen, dass sie nicht nur ein alltägliches Werkzeug war, sondern eine spezielle Bedeutung und möglicherweise einen rituellen oder symbolischen Zweck hatte.

Hirschgeweihaxt

SPÄTMESOLITHIKUM

STECKBRIEF

01

Name

Duvensee-Gruppe

02

Alter

etwa 7000 bis 6000 v. Chr., möglicherweise bis 5800 v. Chr

03

Lebensraum

Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Teile Brandenburgs, Deutschland

04

Namensgebung

Benannt nach dem Fundort Duvenseer Moor bei Duvensee im Kreis Herzogtum Lauenburg, Schleswig-Holstein, von Gustav Schwantes im Jahr 1925.

05

Hauptmerkmale

  • Innovative Technologien und Handwerkskunst
  • Anpassungsfähigkeit an die natürliche Umgebung
  • Kulturelle Bedeutung von Objekten und Bestattungspraktiken

06

Wichtige Funde

  • Älteste Bögen in Deutschland, gefunden in Friesack, Brandenburg
  • Knöcherne Speerspitzen in Hohen Viecheln, Mecklenburg-Vorpommern, und Friesack, Brandenburg
  • Vogelpfeil mit verdicktem Kopfende in Tribsees, Vorpommern-Rügen
  • Angelhaken aus Röhrenknochen und Hirschgeweih
  • Fischreusen und Netze

07

Kulturelle Bedeutung

  • Tiefe Verbindung zur Natur und Umwelt
  • Spezialisierung in Jagd- und Fischereitechniken
  • Bestattungspraktiken zeigen rituelle und spirituelle Aspekte der Kultur
  • Symbolische Verwendung von Artefakten, wie der Hirschgeweihaxt, als Ausdruck der Verbundenheit zur Natur

08

Gesellschaftliche Struktur

  • Möglicherweise hierarchische Strukturen mit spezialisierten Handwerkern
  • Kooperative Jagd- und Fischereipraktiken zeigen eine organisierte Gemeinschaft

SPÄTMESOLITHIKUM KULTUREN/ INDUSTRIEN

DUVENSEE-GRUPPE
ca. 7.000 – 6.000 v.Chr

TARDENOISIEN
ca. 6.000 – 4.500 v.Chr 

KONGEMOSE-KULTUR
ca. 6.000 – 5.200 v.Chr

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