Die prähistorische Evolution... ca. 13700 und 12200 v. Chr.

Hamburger Kultur

Die Hamburger Kultur, auch bekannt als Hamburger Gruppe, datiert etwa zwischen 13700 und 12200 v. Chr. und repräsentiert eine archäologische Kultur, die in den Niederlanden, Norddeutschland, Dänemark, und Teilen von Pommern und Nordpolen während des Endes der Altsteinzeit fluorisierte. Diese Periode fällt zeitlich mit dem Übergang zur Weichsel-Kaltzeit zusammen und markiert einen bedeutenden Abschnitt der spätpaläolithischen Ära, insbesondere während des Meiendorf-Interstadials und der darauf folgenden kurzen Abkühlungsphase, die von den ersten Anzeichen einer Klimaerwärmung geprägt war.

Die Bezeichnung „Hamburger Kultur“ wurde erstmals 1931 geprägt, basierend auf Funden entlang des Alsterufers bei Hamburg-Wellingsbüttel. Gustav Schwantes, ein renommierter Prähistoriker, der zu dieser Zeit in Kiel tätig war, prägte den Begriff offiziell im Jahr 1933. Im selben Jahr entdeckte Alfred Rust den bedeutenden Fundplatz Stellmoor in Hamburg-Meiendorf, der eine Fülle an archäologischen Überresten aus dieser Epoche offenbarte.

Verbreitung und Gliederung der Hamburger Kultur

Ein Überblick über ihre geographische Ausdehnung und ihre internen Strukturen

Das Verbreitungsgebiet der Hamburger Kultur erstreckt sich nördlich der Mittelgebirgsschwelle und zeichnet sich durch saisonale Jagdplätze aus, die hauptsächlich der Jagd auf Rentiere dienten. Insbesondere Winterlager fanden sich entlang der südlichen Nordseeküste, deren Küstenlinie während der Weichsel-Kaltzeit aufgrund der Bindung des Meerwassers im Gletschereis bis zur Doggerbank reichte. Im Norden Ostdeutschlands und in Pommern prägten ausgedehnte Moore und Sümpfe das Landschaftsbild, was zu vergleichsweise seltenen Funden an der Ostseeküste führte. Es wird vermutet, dass diese Gebiete vor allem als Jagdreviere genutzt wurden. Erst mit zunehmender Trockenlegung der Landschaft konnten sich spätere Kulturen dauerhaft an der südlichen Ostseeküste niederlassen, wodurch natürliche Grenzen die Ausbreitung entlang dieser Küste begrenzten.

Doggerland - Foto: K.Scheddel, Karte: nationalgeographic.org

Nach der Hamburger Kultur folgten die Federmesser-Gruppen und die Ahrensburger Kultur. Während der nachfolgenden Kaltphase, insbesondere der Älteren Dryaszeit (11.590–11.400 v. Chr.), deutet einiges darauf hin, dass es zu einer Abwanderung in die Mittelgebirgszone kam. Dies wird durch typische Kerbspitzen beispielsweise am Petersfels bei Engen (Baden-Württemberg) belegt. In der späteren Phase, der Jüngeren Dryaszeit (10.730–9.700 v. Chr.), differenzierte sich im nordwestlichen Verbreitungsgebiet die sogenannte Havelte-Untergruppe heraus. Diese Gruppe spezialisierte sich verstärkt auf die Jagd von Standwild wie Rothirsch und Elch.

Lebensweise der Hamburger Kultur

Die Umwelt während der Ära der Hamburger Kultur war zunächst weiterhin von den Einflüssen der Eiszeit geprägt. Allerdings setzte ab etwa 12.700 v. Chr., insbesondere während des Meiendorf-Interstadials GI 1e, ein markanter Anstieg der Sommertemperaturen ein. Dies spiegelt sich in den Pollendiagrammen Mitteleuropas wider, die eine sich verändernde Landschaft zeigen, gekennzeichnet durch eine Mischung aus Weiden (Salix), Birken (Betula) und Wacholder (Juniperus), die eine parkähnliche Umgebung bildeten. Während dieser Zeit zogen große Herden von Rentieren im Sommer in die nördlichen Tundrengebiete und kehrten im Winter in südlichere Gebiete zurück. 

Illustration © OpticalArtInc

Diese Rentierherden stellten eine bedeutende Ressource dar, die von den Jägern der Hamburger Kultur wahrscheinlich mit Speeren und Speerschleudern gejagt wurden. Zusätzlich zur Jagd auf Rentiere waren diese Jäger auch in der Lage, Pferde, Kleintiere, Vögel und Fische zu erlegen und zu nutzen. Die Behausungen oder Siedlungsplätze der Hamburger Kultur werden hauptsächlich durch Grundrisse von Stangenzelten repräsentiert, die in verschiedenen archäologischen Fundstätten entdeckt wurden. Diese Zelte, konstruiert aus Holzstangen und wahrscheinlich mit Tierfellen bedeckt, boten Schutz vor den Elementen und dienten als temporäre Unterkünfte während der Jagdsaison oder als vorübergehende Lagerstätten.

Zelte, konstruiert aus Holzstangen- Illustration © OpticalArtInc

Fundplätze der Hamburger Kultur

Im Ahrensburger Tunneltal östlich von Hamburg befinden sich bedeutende Jagdplätze der Hamburger und Ahrensburger Kulturen, darunter die bekannten Fundstätten Stellmoor und Poggenwisch. Bei Ausgrabungen am Fundplatz Meiendorf in den Jahren 1933 bis 1934 entdeckte Alfred Rust in den Faulschlammschichten eines spätglazialen Teiches insgesamt 33 Rentiergeweihe sowie zahlreiche Knochen, die in Verbindung mit Artefakten aus Feuerstein standen. Ursprünglich wurden diese Funde als mit Steinen beschwerte Rentierkadaver interpretiert, doch heutzutage geht man eher von einem natürlichen Umlagerungsprozess dieser Kadaver aus.

33 Rentiergeweihe- Illustration © OpticalArtInc

Am Stellmoor-Hügel, in der Nähe von Hamburg, konnte Alfred Rust bei seinen Grabungen zwischen 1935 und 1936 erstmals die stratigraphische Abfolge der jüngeren Ahrensburger Kultur über der Hamburger Kultur nachweisen. Bei Ausgrabungen des Fundplatzes Poggenwisch im Ahrensburger Tunneltal im Jahr 1951 wurde ein Zeltgrundriss freigelegt. Besonders bemerkenswert ist hierbei der Fund eines 15 cm langen Geweihstabes mit einer Gesichtsdarstellung. Die Ähnlichkeit dieses Fundes mit Objekten aus der Stufe Magdalénien IV in Südfrankreich, wie zum Beispiel dem Gesicht von Le Placard, legt nahe, dass er gleichzeitig mit diesen Objekten entstanden sein könnte. Weitere bedeutende Fundplätze, wie Hasewisch im Kreis Stormarn, sind in der Liste von Grimm und Weber aus dem Jahr 2008 aufgeführt und tragen zur umfassenden Kenntnis und Erforschung dieser prähistorischen Kulturen bei.

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End/Spätpaläolithikum Epipaläolithikum

STECKBRIEF

01

Name

Hamburger Kultur

02

Alter

Circa 13700–12200 v. Chr.

03

Verbreitungsgebiet

Niederlande,  Norddeutschland,  Dänemark,  Pommern und  Nordpolen

04

Hauptmerkmale

  •  Archäologische Kultur der späten Altsteinzeit
  • Fällt in die Zeit der ersten Wiedererwärmung im Meiendorf-Interstadial
  •  Klassifiziert als spätpaläolithisch

05

Wichtige Fundstellen

  • Alsterufer bei Hamburg-Wellingsbüttel (1931)
  • Stellmoor in Hamburg-Meiendorf (1933)
  • Meiendorf (1933-34)
  • Poggenwisch (1951)
  • Hasewisch (Kreis Stormarn)

06

Hauptaktivitäten

Jagd auf Rentiere, Pferde, Niederwild, Vögel und Fische. Saisonal bedingte Wanderungen von Rentierherden zwischen nördlichen Tundrengebieten und südlicheren Gebieten. Verwendung von Speeren, Speerschleudern und anderen Jagdwerkzeugen.

07

Siedlungsstrukturen

Behausungen in Form von Grundrissen von Stangenzelten. Wahrscheinlich temporäre Unterkünfte während der Jagdsaison.

Epipaläolithikums KULTUREN/ INDUSTRIEN

KEBARIEN KULTUR 
ca. 20.000 – 12.500  v.Chr

IBEROMAURUSIEN KULTUR 
ca. 17.000 – 8.000 v.Chr

HAMBURGER KULTUR
ca. 13.700 – 12.200 v.Chr

NATUFIEN KULTUR 
ca. 12.000– 10.200  v.Chr

AHRENSBURGER KULTUR 
ca. 10.760 – 9.650  v.Chr

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