Die prähistorische Evolution... ca.9000 und 6500 v.Chr.

Maglemose-Kultur

Die Maglemose-Kultur, datiert etwa zwischen 9000 und 6500 v. Chr., gilt als die früheste mesolithische Kultur im Nord-europäischen Tiefland. Der Begriff entstand 1912 infolge von Ausgrabungen im Sumpfgebiet von Magle Mose, auch bekannt als das ‚Große Moor‘, nahe Mullerup an der Westküste Seelands in Dänemark. Der dänische Archäologe Georg L. Sarauw (1862–1928) prägte diesen Terminus.

Diese Kultur erstreckte sich über Regionen wie England, Norddeutschland, Dänemark, Südschweden und das Baltikum (bekannt als Kunda-Kultur). Früher wurde die dänische Gudenå-Kultur als eine Variante der Maglemose-Kultur angesehen. Jedoch hat die jüngste archäologische Forschung gezeigt, dass die Gudenå-Kultur aus verschiedenen kulturellen Schichten besteht, wodurch sie nicht mehr als eigenständige Kultur betrachtet wird.

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Klima und Vegetation während der Maglemose-Kultur

Umweltbedingungen und ökologische Anpassungen

Nach dem Stadial der jüngeren Dryaszeit am Ende der letzten Eiszeit (Weichsel-Kaltzeit) begann vor etwa 9650 v. Chr. eine rapide Erwärmung. Die Schmelze der Gletscher führte zur Bildung eines Schmelzwassersees im Südbereich der heutigen Ostsee, der anfangs noch von einer Landbrücke zwischen Skandinavien und dem europäischen Festland vom Ozean getrennt war. Durch eine Abfolge von Ereignissen, einschließlich des Anstiegs und Überfließens dieses Süßwassersees sowie des Anstiegs des Meeresspiegels, entstand bald das Brackwasser des Yoldia-Meers. Skandinavien hob sich infolge der Befreiung von der Eislage so weit an, dass das Yoldia-Meer erneut abgetrennt wurde und zu einem Süßwassersee, dem Ancylussee, wurde. 

Dieser Zyklus wiederholte sich mehrmals, wobei es zunächst zu kurzen Überläufen ins Kattegat kam und zwischen 7000 und 5600 v. Chr. ein starker Zufluss von Meerwasser das Littorinameer bildete. Mit dem Anstieg des Meeresspiegels wurden Küstenebenen und Auen der Urstromtäler überflutet, einschließlich der früheren Rast- und Wohnplätze der Maglemose-Leute. Doggerland versank gegen Ende dieser Kultur in den Fluten der Nordsee. Die Regionen im Norden des heutigen Ostdeutschlands, Mecklenburg und Pommern, waren zu dieser Zeit vermutlich kaum oder gar nicht besiedelt, da sie durch das Schmelzwasser der Gletscher stark sumpfig waren. Die heutigen Seenplatten, Torfgebiete und der große Grundwasserleiter unter Ostdeutschland sind ein Erbe der Eiszeit und tragen zur Fruchtbarkeit der Norddeutschen Tiefebene bei. Die offene Tundra des Präboreals wurde im Boreal von Wäldern und dichter Vegetation abgelöst. Zuerst wurden Birken und Kiefern, sowie Haselnussbäume heimisch, gefolgt von Laubmischwäldern mit hauptsächlich Ulmen und Linden. Später entwickelten sich Eichenmischwälder. Die eiszeitliche Fauna der Tundra, einschließlich wandernder Herden von Rentieren und Wildpferden, zog nach Norden und Osten. In den Wäldern lebten nun Rotwild, Wildschweine, Wölfe und Bären.

Wohnplätze und Gräber der Maglemose-Kultur

Archäologische Einblicke in Siedlungsstrukturen und Bestattungspraktiken

Die Menschen der Maglemose-Kultur basierten ihre Ernährung hauptsächlich auf Jagd und verstärktem Fischfang, wobei insbesondere der Hecht eine beliebte Beute war. Zusätzlich sammelten sie Beeren, Nüsse und wilde Früchte, um ihren Nahrungsbedarf zu decken. Es ist bekannt, dass sie zumindest saisonal sesshaft waren und primitive Unterkünfte wie die bei Howick in Northumberland oder auf Nivå 10 am kleinen Belt entdeckten Hütten errichteten. Ein markantes Merkmal der Kongemose-Kultur, die um 6500 v. Chr. begann, und der darauf folgenden Ertebølle-Kultur waren die sogenannten Køkkenmøddinger. Diese sind große Muschelhaufen, die entlang der damaligen Ostseeküste zu finden sind und eine Vielzahl von Siedlungsresten enthalten. 

Steinzeithütte von Howick, Rekonstruktion Maglemose Kultur

Bezüglich Bestattungspraktiken waren Einzel- und Kollektivbestattungen verbreitet. Die Verstorbenen wurden oft in Hockerlage beigesetzt, wobei ihre Körper mit Rötel bestreut wurden. Ein bemerkenswertes Beispiel ist die älteste Moorleiche Dänemarks, der „Mann von Koelbjerg“, der in die Zeit der Maglemose-Kultur datiert wird. Sein Tod wird als Unfall interpretiert, und sein Körper bietet wichtige Einblicke in das Leben und die Umstände dieser frühen Menschen.

Der-Koelbjerg-Schädel-Seitenansicht -Anterior-Ansicht - Illustration Koelbjerg Man © PhilipEdwin, DeviantArt

Materielle Kultur der Maglemose-Kultur

Werkzeuge, Waffen und Schmuckstücke einer prähistorischen Gesellschaft

Die Maglemose-Kultur war bekannt für ihre hochentwickelten Werkzeuge und Technologien. Typischerweise wurden mikrolithische Feuersteinklingen und Speerspitzen aus Knochen verwendet. Zur Bearbeitung von Holz und anderen Materialien kamen Kern-, Walzen– und Scheibenbeile, Klingenschaber und querschneidige Pfeilspitzen zum Einsatz. Ein bemerkenswertes Artefakt ist ein 153 cm langer, in vier Teile zerbrochener kompletter Bogen aus Ulmenholz, der einen der frühesten erhaltenen Bogenfunde darstellt. Dieser Fund gibt uns Einblicke in die Fähigkeiten der Menschen dieser Zeit in der Herstellung von Jagdwerkzeugen und Waffen. Die Maglemose-Kultur brachte auch wichtige Erfindungen hervor, darunter den Angelhaken und den Drillbohrer. Diese Innovationen revolutionierten möglicherweise die Art und Weise, wie die Menschen Nahrung beschafften und Gegenstände herstellten.

Maglemose Kultur a- Feuerstein Flint Silex b-Harpune
Das mesolithische Holzpaddel, datiert auf ca. 11 500 Jahre vor heute, ausgestellt im Museum für Archäologie und Anthropologie der Universität Cambridge (MAA, 1995.446).

Ein bedeutender Fortschritt war die Nutzung von Wasserfahrzeugen, wie durch den Fund eines Holzpaddels aus Star Carr bei Scarborough in Yorkshire belegt wird. Dieses Paddel gilt als einer der ältesten Belege für Wasserfahrzeuge und zeigt, dass die Menschen dieser Zeit bereits fortgeschrittene Techniken zur Überquerung von Gewässern beherrschten. In Bezug auf Kunst und Schmuck verarbeiteten die Menschen der Maglemose-Kultur Bernstein zu Tierfiguren oder Schmuckstücken. Es ist auch bekannt, dass sie Menschenzähne als Schmuck trugen, was Einblicke in ihre kulturellen Praktiken und Wertvorstellungen gibt. Diese Funde zeigen die kreative und künstlerische Seite dieser frühgeschichtlichen Gesellschaften und ihre Fähigkeit zur Herstellung von Kunstwerken und persönlichen Gegenständen.

Das Original des Bären im Rathaus von Słupsk 2010.Die Figur ist nicht zweifelsfrei datierbar. Sowohl eine mesolithische als auch eine neolithische Herkunft wurde diskutiert, auch eine Verortung in die Metallzeit ist nicht ausgeschlossen. Parallelen bestehen nach Ansicht des Prähistorikers Thomas Terberger und von Jörg Ansorge am ehesten zu jütländischen Bernsteinbären, die der Maglemose-Kultur zugerechnet werden.
Das Original des Bären im Rathaus von Słupsk 2010. Die Figur ist nicht zweifelsfrei datierbar. Sowohl eine mesolithische als auch eine neolithische Herkunft wurde diskutiert, auch eine Verortung in die Metallzeit ist nicht ausgeschlossen. Parallelen bestehen nach Ansicht des Prähistorikers Thomas Terberger und von Jörg Ansorge am ehesten zu jütländischen Bernsteinbären, die der Maglemose-Kultur zugerechnet werden.

JUNGPALÄOLITHIKUM

STECKBRIEF

01

Name

Maglemose-Kultur

02

Alter

Circa 9.000 bis 6.000 Jahren v.Chr. 

03

Regionale Verbreitung

Nordeuropäisches Tiefland, insbesondere Dänemark, Norddeutschland, England, Südschweden, Baltikum

04

Lebensweise

Hauptsächlich Jäger und Sammler. Ernährung basierte auf Jagd, Fischfang (besonders Hecht), und Sammeln von Beeren, Nüssen und wilden Früchten. Saisonale Sesshaftigkeit mit Errichtung von Hütten.

05

Werkzeuge und Waffen

Verwendung mikrolithischer Feuersteinklingen, Speerspitzen aus Knochen, Kern-, Walzen- und Scheibenbeile, Klingenschaber, querschneidige Pfeilspitzen. Frühe Nutzung von Bögen aus Ulmenholz. Erfindungen wie Angelhaken und Drillbohrer.

06

Kulturelle Merkmale

Bestattungspraktiken umfassten Einzel- und Kollektivbestattungen in Hockerlage, oft mit Rötel bestreut. Funde von Køkkenmøddinger (Muschehaufen) entlang der Ostseeküste. Bernsteinverarbeitung zu Schmuck und Tierfiguren. Tragen von Menschenzähnen als Schmuck.

07

Besondere Errungenschaften

Frühe Nutzung von Wasserfahrzeugen, wie durch Funde von Holzpaddeln belegt. Kreative Kunst und Handwerkskunst, einschließlich der Herstellung von Schmuck und Jagdwerkzeugen.

08

Fischerei

Die Fischerei spielte eine bedeutende Rolle im Leben der Menschen der Maglemose-Kultur. Sie entwickelten spezialisierte Werkzeuge wie Harpunen, Angelhaken und Netze, um Fische und andere Meereslebewesen zu fangen.

09

Kultureller Austausch

Die Maglemose-Kultur war Teil eines breiteren Netzwerks von mesolithischen Kulturen in Nordeuropa. Es wird angenommen, dass es einen regen kulturellen Austausch und Handel zwischen den verschiedenen Gruppen gab, der sich in ähnlichen Technologien, Artefakten und Lebensweisen manifestierte.

JUNGPALÄOLITHIKUM KULTUREN/ INDUSTRIEN

MAGLEMOSE-KULTUR
ca. 9.000 – 6.500 v.Chr

BEURONIEN
ca. 9.600 – 7.000 v.Chr

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