Die prähistorische Evolution... ca. 300.000 Jahren bis 40.000 Jahren
MITTELPALÄOLITHIKUM
Im Herzen des Paläolithikums, zwischen den Schichten der Zeit, liegt das Mittelpaläolithikum wie ein verborgener Schatz, der darauf wartet, entdeckt zu werden. Ein Zeitraum, der zwischen 300.000 und 40.000 Jahren vor unserer Gegenwart liegt und dessen Geheimnisse langsam enthüllt werden.
Die Koryphäe François Bordes, ein Pionier seiner Zeit, hat mit seinen bahnbrechenden Arbeiten in den 1950er Jahren nicht nur den Begriff des Mittelpaläolithikums geprägt, sondern auch einen Meilenstein in der Archäologie gesetzt. Seine Forschung legte den Grundstein für unser Verständnis dieser Ära und ermöglichte es uns, in die faszinierende Welt unserer Vorfahren einzutauchen. Doch das Mittelpaläolithikum ist mehr als nur eine Periode in der Geschichte. Es ist eng mit einem der faszinierendsten Mitglieder unserer evolutionären Familie verbunden: dem Neandertaler. Diese robusten Jäger und Sammler, die die eiszeitliche Landschaft durchstreiften, hinterließen Spuren ihrer Existenz, die uns bis heute faszinieren und herausfordern.
Das Mittelpaläolithikum ist ein Fenster in die Vergangenheit, das uns Einblicke in das Leben, die Kultur und die Technologie unserer Vorfahren gewährt. Es ist eine Zeit der Entdeckungen, der Innovationen und der Überlebenskunst, die uns lehrt, wer wir sind und woher wir kommen.
Durch die Linse des Mittelpaläolithikums betrachten wir nicht nur die Vergangenheit, sondern auch die Zukunft unserer eigenen Evolution. Es ist eine Brücke, die uns mit unserer Geschichte verbindet und uns daran erinnert, dass unsere Reise als Menschen erst begonnen hat.
Verwendung von Farbpigmenten...
Die Verwendung von Farben im Alt- und Mittelpaläolithikum ist seit langem bekannt. Im Gegensatz zu organischen Farben, die aus Pflanzen gewonnen werden können und oft nicht erhalten bleiben, haben sich Ockerpigmente bis heute erhalten. Ockerpigmente reichen von Gelb über Orange, Braun und Rot bis hin zu Violett. Schwarz ist eine der wenigen Farben, die auch organisch erhalten bleiben können, sei es durch verbranntes Holz oder reduzierend gebrannte Knochen. Anorganische Schwarzpigmente wie Graphit, Mangan oder Pyrit sind ebenfalls in archäologischen Kontexten zu finden.
Es wird angenommen, dass in der Steinzeit viel mehr mit Farben gearbeitet wurde, als wir heute nachweisen können. Bisher wurden nur wenige Ockerfunde im Detail untersucht, aber in den kommenden Jahren wird voraussichtlich viel über die Nutzung von Farben beim Neandertaler und dem Homo erectus gelernt werden.
Farben werden oft als Hinweis auf Symbolismus betrachtet, doch allein die Existenz von Farbpigmenten ist kein Beweis für symbolisches Denken. Schwarze Pigmente könnten ebenso für praktische Zwecke wie Kleber für Werkzeuge verwendet worden sein oder zur Körperbemalung. Fundstellen wie Pech de l’Aze in Frankreich und La Ferrassie in der Dordogne haben Pigmentknollen und gefärbte Reibsteine hervorgebracht, die darauf hinweisen, dass gezielt Farbpulver gewonnen wurde. Leider wurden keine bemalten Gegenstände oder Farbstreuungen gefunden, was darauf hindeuten könnte, dass bemalte Objekte nicht erhalten geblieben sind oder vom Fundplatz entfernt wurden.
Experimente mit Mangan deuten darauf hin, dass einige der Manganfunde von Pech de l’Aze zur Körperbemalung verwendet wurden. In der rumänischen Höhle von Cioarei-Borosteni wurden Stalagmiten mit Mulden entdeckt, die rotfarbige Ockerreste enthielten. Diese könnten als Behälter für Pigmente gedient haben, ebenso wie Ockerstücke mit Reibfacetten, die als „ochre-crayons“ interpretiert werden, also möglicherweise als Stifte zum Bemalen von Oberflächen.
Körperschmuck im Mittelpaläolithikum...
Bis in die 1980er Jahre spielten Schmuckstücke in der archäologischen Forschung eine untergeordnete Rolle, wurden jedoch seitdem als Beweise für symbolisches Denken anerkannt. Einige Archäologen betrachten Schmuck sogar als Marker für ethnische Zugehörigkeiten, die soziale und persönliche Identität ausdrücken können. Dies hat zu einer zunehmenden Bedeutung von Körperschmuck in der Archäologie geführt, auch als Teil der sogenannten „archaeology of the body“.
Ein vielzitierter Fund, der auf die Herstellung von persönlichem Schmuck bei Neandertalern hindeutet, stammt aus der Grotte du Renne in Frankreich im Châtelperronien. Artefakte, die als Ohrenschmuck (Gehänge) und durchbohrte Zähne interpretiert wurden, wurden zusammen mit einem isolierten Neandertalerzahn gefunden. Allerdings stammen diese Funde aus gestörten Schichten, und absolute Datierungen deuten auf einen Zeitraum zwischen 21.000 und 49.000 vor heute hin.
Auf anderen französischen Fundplätzen wurden jedoch Schmuckstücke gefunden, deren Datierung sicherer war. Dazu gehören Perlen von fossilen Turritella Temprina bei Caune de Belvis, Dentalien bei Saint-Césaire und perforierte Eckzähne von Wolf, Fuchs und Rothirsch in der Höhle von Quinçay, die dem Châtelperronien zugeordnet werden.
In Deutschland, in der Bocksteinschmiede, wurden der perforierte Mittelfußknochen eines Wolfes und ein gelochter Schwanenwirbel gefunden und sicher den Kulturschichten des Homo neanderthalensis zugeordnet. Die Interpretation dieser Funde neigte dazu, sie als Kleidungsbestandteile zu deuten.
Seit 2011 wurden Studien veröffentlicht, die Federschmuck bei Neandertalern belegen. In verschiedenen Fundorten wurden Schnittspuren an Vogelknochen gefunden, die darauf hinweisen, dass Neandertaler gezielt Federn entfernt haben. Die Funde umfassen Lammergeier, Rotfußfalke und Ringeltaube.
In spanischen Fundplätzen wie Cueva de los Aviones und Cueva Antón wurden durchlochte Muscheln (Acanthocardia tuberculata, Glycymeris insubrica und Spondylus gaederopus) gefunden, die als Schmuckstücke interpretiert werden können.
Mittelpaläolithikum
STECKBRIEF
01
Name
Mittelpaläolithikum
02
Alter
Circa 300.000 bis 40.000 Jahre vor heute
03
Werkzeuge und Technologien
Das Mittelpaläolithikum ist besonders für die Verwendung von bifazialen (beidseitig bearbeiteten) Steinwerkzeugen bekannt. Charakteristische Werkzeuge sind Handäxte, Faustkeile und verschiedene Schaber. Diese Werkzeuge wurden oft aus sorgfältig ausgewählten Steinrohstoffen hergestellt und zeigen eine hohe Handwerkskunst.
04
Jagdtechniken
Während des Mittelpaläolithikums entwickelten sich neue Jagdtechniken, die auf dem Einsatz von Waffen wie Speeren und Wurfspeeren basierten. Die Menschen begannen, in Gruppen zu jagen und koordinierte Jagdstrategien zu entwickeln, um größere Beute zu erlegen.
05
Kulturelle Entwicklungen
Das Mittelpaläolithikum wird durch verschiedene archäologische Kulturen repräsentiert, darunter das Micoquien. Diese Kulturen zeichneten sich durch spezifische Werkzeugtraditionen, künstlerische Ausdrucksformen und möglicherweise soziale Strukturen aus.
06
Höhlenbewohnung
Während des Mittelpaläolithikums nutzten Menschen vermehrt Höhlen als Wohnorte. Diese boten Schutz vor den Elementen und wurden oft für rituelle Zwecke genutzt. In einigen Höhlen wurden auch bemalte oder gravierte Felsbilder gefunden.
07
Feuergebrauch
Archäologische Hinweise deuten darauf hin, dass der Gebrauch von Feuer im Mittelpaläolithikum weit verbreitet war. Feuer wurde nicht nur zum Heizen und Kochen verwendet, sondern möglicherweise auch für rituelle Zwecke oder als Werkzeug, um Steinwerkzeuge herzustellen.