Altpaläolithikum Kulturen/ Industrien CA. 2,9 MIO JAHREN BIS 1,5 JAHREN vor heute

OLDOWAN

In der stetig voranschreitenden Saga der menschlichen Evolution wird das Oldowan-Technologiemuster als Grundstein betrachtet – eine Phase, die wir als Mode 1 einordnen können. Es ist eine Ära von grober Einfachheit, wo die zarten Bande zwischen dem primitiven Verstand des Menschen und den Werkzeugen, die er formt, gewoben wurden.

In dieser Zeit schienen die Ufer der Vergangenheit mit Geröllen übersät zu sein, die von wenigen gezielten Schlägen die scharfen Kanten der Geröllgeräte hervorbrachten – Artefakte, die sich kaum von den natürlichen Steinen um sie herum unterscheiden ließen. Um die Überreste dieser Ära zu erkennen, mussten Archäologen feine Details untersuchen – das Fehlen von Steinen, die auf natürliche Weise transportiert oder erodiert wurden, und das Vorhandensein von Bearbeitungsspuren, die eindeutig menschlichen Ursprungs waren.

Mit der Zeit, im „Entwickelten Oldowan„, wurden die einfachen Abschlagwerkzeuge verfeinert und die Vorherrschaft der Chopper ging allmählich zurück. Kleinere Kratzer und erste Anzeichen von Proto-Zweiseitern tauchten auf, die eine Brücke zu den nachfolgenden Acheuléen zu bilden schienen. Es war in den Schluchten von Olduvai, wo die Funde diese neue Phase definierten. Unter den Schöpfern dieser primitiven Werkzeuge finden wir Homo rudolfensis, Homo habilis und Homo ergaster/Homo erectus. Besonders eng wird Homo habilis mit dem Oldowan in Verbindung gebracht, seine Überreste fanden sich in den gleichen Schichten wie die einfachen Werkzeuge. Der Chopper, das wohl am weitesten verbreitete Werkzeug des Oldowan, wurde durch einfaches Stein-auf-Stein-Schlagen hergestellt, ohne den Einsatz weiterer Materialien. Diese Chopper wurden oft weiter unterteilt, basierend auf ihrer Beziehung zur ursprünglichen Gestalt des Steins. Ein weiteres charakteristisches Merkmal des Oldowan war die Verwendung von „Utilised Material“ – Steinen, die nicht modifiziert wurden, aber dennoch als Werkzeuge dienten. Diese Materialien umfassen abgerundete Steine, die als Hämmer verwendet wurden, sowie Manuports, Steine, die vom Menschen an ihren Platz gebracht wurden, um als Werkzeuge zu dienen.

Wir beginnen mit dem Homo rudolfensis er ist der älteste bekannte Vertreter der Gattung „Homo“, zu der auch wir Menschen gehören. Er tauchte vor etwa 2,5 Millionen Jahren auf, gleichzeitig mit der ältesten Werkzeugindustrie namens Oldowan. Mary Leakey benannte diese Industrie 1968 nach Funden in der Oldoway-Schlucht in Tansania. Die Oldowan-Industrie ist durch grobe Kernwerkzeuge wie Chopper oder Pebble Tools gekennzeichnet. Diese Werkzeuge bestanden aus Steinen, die so lange bearbeitet wurden, bis sie die gewünschte Form hatten.

Es ist nicht ganz klar, ob die Abschläge, die beim Bearbeiten der Steine abfielen, ebenfalls als Werkzeuge verwendet wurden. Diese Werkzeuge wurden damals verwendet, um Tiere zu schlachten oder Holz zu bearbeiten. Mit dieser vergleichsweise fortschrittlichen Technologie unterscheidet sich der frühe Mensch von seinen Vorfahren, den Menschenaffen. Obwohl Menschenaffen auch Werkzeuge herstellen und verwenden können, geschieht dies nicht in der komplexen Art und Weise wie beim frühen Menschen.

Weiterentwickeltes Oldowan

DEVELOPED OLDOWAN

Etwa vor 1,7 Millionen Jahren begann die darauf folgende Industrie, bekannt als Developed Oldowan (weiterentwickeltes Oldowan). Diese Phase zeichnet sich durch eine deutliche Zunahme an Abschlägen aus. Allerdings konnte für einige Fundorte, die dieser Industrie zugeordnet werden, nicht nachgewiesen werden, dass die Abschläge als Werkzeuge verwendet wurden.

VERWENDUNG

Die Werkzeuge des Oldowan waren nicht nur primitive Instrumente, sondern Schlüssel zur Bewältigung der täglichen Herausforderungen des Lebens in einer Welt, die sowohl Bedrohungen als auch Möglichkeiten bot. Ihre Verwendung erstreckte sich über verschiedene Bereiche des Überlebens, darunter das Zerlegen von Fleisch von Tierknochen und das Öffnen hartschaliger pflanzlicher Nahrung.

Die archäologischen Aufzeichnungen zeigen deutliche Schlag- und Schnittspuren auf Tierknochen, was auf die Verwertung von Fleisch hinweist. Allerdings bleibt die genaue Natur dieser Fleischbeschaffung ein Gegenstand der Debatte. Es ist nicht eindeutig erwiesen, ob es sich um die Ergebnisse von Jagdbeute handelt oder ob Homo habilis und Homo ergaster/Homo erectus eher Aas verwerteten – eine Praxis, die als „Scavenging“ bezeichnet wird und von Robert Blumenshine in die Diskussion eingebracht wurde.

Im Szenario des „Scavenging“ hätten diese frühen Menschen sich von den Resten ernährt, die von den Mahlzeiten der großen Beutegreifer, den „Prädatoren„, übrig geblieben waren. Diese adaptive Strategie könnte eine entscheidende Rolle in ihrem Überleben gespielt haben, indem sie ihnen Zugang zu Nahrungsquellen verschaffte, die sie sonst nicht erreicht hätten. So wurden die Werkzeuge des Oldowan nicht nur als Instrumente der Arbeit betrachtet, sondern auch als Werkzeuge des Überlebens, die den frühen Menschen halfen, sich in einer gefährlichen und herausfordernden Umwelt zu behaupten.

Frühe Wohnstrukturen der Oldowan-Kultur...

Die Oldowan-Kultur zeigte sich nicht nur in der Entwicklung von Werkzeugen, sondern auch in der Entstehung früher Wohnstrukturen, die als Lagerplätze interpretiert werden können. Diese Strukturen datieren auf einen Zeitraum von etwa 2 bis 1,5 Millionen Jahren vor heute und bestehen aus Steinkreisen, die als Basis von Hütten oder allgemein als Lager früher Hominiden wie Homo habilis gedeutet werden.

Diese Lagerplätze waren für einen begrenzten Zeitraum bewohnt und wurden dann wahrscheinlich aufgegeben, vermutlich aufgrund der Notwendigkeit, neue Nahrungsquellen zu erschließen. Ein bemerkenswertes Beispiel stammt aus Olduvai, wo im Jahr 1971 ein annähernd kreisförmiges Areal von rund 16 m² entdeckt wurde.

Dieses Gebiet war von niedrigen Steinmauern eingefasst, die als Fundament einer Hütte interpretiert wurden. Innerhalb dieser Umfassung wurden zahlreiche zerlegte oder bearbeitete Knochen gefunden, aus denen das Knochenmark entnommen worden war. Zusätzlich wurden Chopper entdeckt, die höchstwahrscheinlich für das Entnehmen des Marks verwendet wurden.

Ähnlich strukturierte Siedlungsreste wurden auch an anderen Orten in Ostafrika gefunden, wie beispielsweise in Melka Kunturé in Äthiopien. Generell wurden diese Überreste von Hütten meist in der Nähe von Flüssen und Seen lokalisiert, was darauf hindeutet, dass die frühen Menschen die Nähe zu Wasserressourcen bevorzugten, sowohl für ihren täglichen Bedarf als auch für die Sicherheit und den Schutz vor potenziellen Gefahren. Diese Wohnstrukturen geben Einblick in das soziale und kulturelle Leben der frühen Menschen und zeigen, dass sie bereits in dieser frühen Phase ihrer Geschichte begannen, sich in organisierten Gemeinschaften niederzulassen und ihre Umgebung aktiv zu gestalten.

Altpaläolithikum

STECKBRIEF

01 Name

Oldowan-Kultur

02 Alter

Das Oldowan ist eine der ältesten bekannten Steinwerkzeugkulturen, die sich vor etwa 2,9 bis 1,5 Millionen Jahren entwickelte. Es ist eng mit den frühen Vertretern der Gattung Homo, insbesondere Homo habilis, verbunden.

03 Fundorte

Die frühesten Funde des Oldowan stammen aus der Olduvai-Schlucht in Tansania sowie anderen Stätten in Ostafrika, einschließlich Äthiopien und Kenia. Später wurden Oldowan-Werkzeuge auch in anderen Teilen Afrikas sowie im Nahen Osten entdeckt.

04 Einfachheit der Werkzeuge

Die Werkzeuge der Oldowan-Kultur waren einfach und grob gearbeitet. Sie bestanden hauptsächlich aus Stein und wurden durch Abschlagen hergestellt.

05 Kern- und Schlagstein-Technologie

Charakteristisch für das Oldowan ist die Verwendung von Kernen und Schlagsteinen zur Herstellung von Werkzeugen. Die Schlagsteine wurden verwendet, um scharfe Kanten von Kernen abzuschlagen, um Werkzeuge wie Schaber, Schneidwerkzeuge und Abschläge zu formen.

06 Lebensweise

Die Werkzeuge des Oldowan wurden hauptsächlich zum Schneiden, Zerlegen von Fleisch und Zerkleinern von Pflanzenmaterial verwendet. Dies deutet auf einen einfachen Lebensstil hin, der hauptsächlich von der Nahrungssuche und der Nutzung verfügbarer Ressourcen geprägt war.

07 Anpassungsfähigkeit

Obwohl die Werkzeuge des Oldowan einfach waren, zeugen sie von der Anpassungsfähigkeit und dem technologischen Geschick der frühen Hominiden. Diese Fähigkeiten ermöglichten es ihnen, sich an verschiedene Umweltbedingungen anzupassen und erfolgreich zu überleben.

08 Bedeutung

Das Oldowan markiert einen entscheidenden Schritt in der evolutionären Entwicklung der Menschheit. Es zeigt den Beginn der Werkzeugnutzung und stellt einen Meilenstein in der kulturellen Evolution dar, der den Weg für die Entwicklung komplexerer Steinwerkzeugtechnologien wie das Acheuléen und schließlich die Entstehung moderner menschlicher Gesellschaften ebnete.