Die prähistorische Evolution... ca. 6 bis Anfang 5. Jahrtausend v.Chr.

Samarrạ-Kultur

Die Samarrạ-Kultur, eine der bemerkenswertesten Kulturen des frühen Mesopotamiens, lässt sich auf das 6. bis frühe 5. Jahrtausend v. Chr. datieren. Ihre Bezeichnung verdankt sie den archäologischen Ausgrabungen von Ernst Herzfeld, der gemeinsam mit dem deutschen Kunsthistoriker Friedrich Sarre im Jahr 1911 das Gräberfeld von Samarra im heutigen Nordirak untersuchte. Die dort entdeckte Keramik, bekannt als Samarra-Ware, markiert einen wichtigen kulturellen Meilenstein und gibt tiefe Einblicke in das Leben und die Kunstfertigkeit der frühen Siedler im Zweistromland.

Samarrạ-Kultur

Herkunft und Bedeutung der Samarra-Ware

Die Samarrạ-Kultur: Ein Blick in die frühe Jungsteinzeit Mesopotamiens

Die Samarra-Ware stellt eine der ältesten Formen bemalter Keramik in Nordmesopotamien dar und wurde vor allem in der zweiten Hälfte des 6. Jahrtausends v. Chr. gefertigt. Archäologen vermuten, dass ihr Produktionszentrum nahe dem Tigris in der Region um Mossul lag, einer Gegend, die für ihre reiche Kulturgeschichte bekannt ist. Diese Keramik war handgefertigt, sorgfältig gebrannt und zeichnete sich durch ihre aufwendigen Muster aus. Die Dekore, meist in Brauntönen gehalten, umfassen geometrische Formen ebenso wie figürliche Darstellungen, die möglicherweise symbolische oder rituelle Bedeutungen hatten. Die Keramik der Samarra-Kultur zeugt von einem hohen Grad an handwerklichem Können und künstlerischer Kreativität. Jedes Stück wurde ohne Drehscheibe geformt, was die Präzision und Symmetrie der Muster umso beeindruckender macht. Die Designs waren nicht nur dekorativ, sondern könnten auch soziale oder spirituelle Botschaften transportiert haben. Besonders auffällig sind spiralförmige Motive, konzentrische Kreise und stilisierte Tierdarstellungen, die auf eine frühe Entwicklung abstrakter Kunst in Mesopotamien hindeuten.

Prähistorische Keramik, 1913 © Staatliche Museen zu Berlin, Museum für Islamische Kunst Ernst Herzfeld

Ein Kulturhorizont mit weitreichendem Einfluss...

Die Samarra-Ware gab einem gesamten Kulturhorizont ihren Namen, der als Samarrạ-Kultur oder Samarra-Horizont bekannt ist. Dieser Begriff umfasst nicht nur die Keramik, sondern auch die sozialen Strukturen, Siedlungsmuster und wirtschaftlichen Aktivitäten der damaligen Zeit. Archäologische Befunde zeigen, dass die Samarrạ-Kultur eng mit der Ausbreitung von Bewässerungslandwirtschaft entlang der Flusstäler des Tigris und Euphrat verknüpft war. Die innovativen Techniken dieser Kultur bildeten die Grundlage für spätere mesopotamische Hochkulturen.

Eine rekonstruierte Schüssel aus Samara mit einer Swastika im Zentrum. Pergamonmuseum, Berlin.

Entdeckungen und historische Einordnung

Ernst Herzfelds Ausgrabungen in Samarra waren wegweisend für die Erforschung der Jungsteinzeit im Nahen Osten. Seine Funde, ergänzt durch die Arbeiten Friedrich Sarres, lieferten nicht nur wichtige Artefakte, sondern auch Hinweise auf die kulturellen und technologischen Entwicklungen dieser Epoche. Die Samarra-Ware wurde als eine der ersten Keramikarten identifiziert, die systematisch bemalt wurde, und bietet damit wertvolle Informationen über den Übergang von einfachen Nutzgegenständen zu kunstvoll gestalteten Objekten.

Grabung im Dschausaq, Thronsäle, Fliesenzimmer, 1913 © Staatliche Museen zu Berlin, Museum für Islamische Kunst Ernst Herzfeld

Fazit: Ein Fenster in die Vergangenheit

Die Samarrạ-Kultur ist mehr als eine archäologische Fußnote. Sie eröffnet ein Fenster in eine Zeit, in der die Menschen Nordmesopotamiens begannen, Kunst, Technologie und Landwirtschaft in einer Weise zu verbinden, die den Grundstein für die späteren Hochkulturen des Zweistromlandes legte. Ihre Keramik, ein Zeugnis menschlicher Kreativität und Innovationskraft, erzählt die Geschichte einer Gesellschaft, die ihren Platz in der Welt durch Kunst und Handwerk definierte.

Samarra-Kultur Illustration © OpticalArtInc

keramischen Neolithikum

STECKBRIEF

01

Name

Samarrạ-Kultur

02

Alter

6 bis Anfang 5. Jahrtausend v. Chr. (Neolithikum, Jungsteinzeit)

03

Region

Nordmesopotamien, insbesondere das Gebiet entlang des Tigris in der Nähe von Mossul (heutiger Nordirak).

04

Entdeckung

  • Ausgrabungen: 1911 und 1930 durch Ernst Herzfeld und Friedrich Sarre.
  • Hauptfundort: Gräberfeld von Samarra, nach dem die Kultur benannt wurde.

05

Hauptmerkmale

  • Keramik:
  • Handgefertigt, gut gebrannt, mit braunen Bemalungen.
  • Dekore: Geometrische Muster (Spiralen, konzentrische Kreise) und figürliche Darstellungen (Tiere, Symbole).
  • Früheste bemalte Keramik in Nordmesopotamien.
  • Kulturhorizont:
  • Bezeichnet nicht nur die Keramik, sondern auch die soziale Organisation und Lebensweise dieser Epoche.

06

Wirtschaft

  • Bewässerungslandwirtschaft entlang der Flusstäler des Tigris und Euphrat.
  • Ackerbau und Viehzucht als wirtschaftliche Grundlage.

07

Bedeutung

  • Frühe Entwicklung künstlerischer und handwerklicher Fertigkeiten.
  • Wichtiger Vorläufer späterer mesopotamischer Hochkulturen.
  • Innovativer Beitrag zur neolithischen Kulturgeschichte.

08

Trivia

  • Produktionszentrum: Wird in der Region um Mossul vermutet.
  • Namensgebung: Die Keramik und die Kultur wurden nach dem Fundort Samarra benannt.

09

Forschung

  • Erforscht von: Ernst Herzfeld (Archäologe) und Friedrich Sarre (Kunsthistoriker).
  • Erkenntnisse aus der Samarra-Ware prägen unser Verständnis über die Kunst, Technik und Lebensweise der Jungsteinzeit in Mesopotamien.

Keramisches Neolithikum Wichtige Fundorte

ÇATALHÖYÜK
ca. 7.100 – 5.700 v.Chr

TELL AS SAWWAN
ca. 6.300 – 4.800 v.Chr

Keramisches Neolithikum KULTUREN

UMM-DABAGHIYAH SOTTO-KULTUR
ca. 6.000 – 5.800 v.Chr

HASSUNA-KULTUR
ca. 5.800 – 5.260 v.Chr

HALAF-KULTUR
ca. 5.900 – 5.000 v.Chr

Samarrạ-Kultur

SAMARRA-KULTUR
ca. 5.500 – 5.000 v.Chr

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